Weinzettl, Wunschkandidat Amons für Radio-Innenpolitik.

Foto: ORF/Leitner

Kein Foto im Netz. Kein Kommentar bis zum Entscheid über den Radio-Innenpolitikchef. Wer ist Edgar Weinzettl, gegen dessen Bestellung Radioredakteure protestieren? Gegen den sich der Chefredakteur ausgesprochen hat. Und an dem Radiodirektor Karl Amon auch nach der Betriebsversammlung festhält.

Amon verneint, der 47-jährige Wortchef von Radio Wien sei ein SP-Wunsch. Nähe wird ihm zu Finanzstadträtin Renate Brauner nachgesagt, auch private Kontakte. Weinzettl soll diese, abseits von Treffen bei Events, verneinen, fragt man ihn danach im Zusammenhang mit Jobaussichten.

ORF-Landesstudios sind besonders politiknahe Biotope - als wichtigste mediale Bühne der Landespolitik, der Landeshauptleute. Jedes Land hat einen Stiftungsrat, der ORF-Chefs mitwählt. Bei knappen Mehrheiten kann jede dieser Stimmen entscheiden.

Die Studien Jus, Politikwissenschaft und Soziologie hat Weinzettl begonnen, bei Zeitungen gearbeitet, ab 1996 bei Radio Wien, in der Wissenschaft, dann im Aktuellen Dienst. Dort war Karl Amon Chefredakteur, wie Weinzettl in St. Pölten geboren. Amon macht ihn zum Vizemagazinchef. 1999, Amon wird Radiochefredakteur, Weinzettl Vize von Wien heute. Ab 2000 ist er Vize, ab 2002 Leiter der Wortredaktion von Radio Wien. 

Vize unbekannt

Sein ORF-Lebenslauf bezeichnet ihn auch als Vizechefredakteur, die Funktion gibt es formal nicht, auch im Landesstudio weiß man nichts davon. Der da auch Politikberichte verantworte, entgegnet Amon den rebellierenden Redakteuren, die innenpolitische Erfahrung vermissen.

Unter seinem Namen findet sich eine Reihe von Beiträgen in der APA-Datenbank über ORF-Sendungen. Naturgemäß welche über Brauner, naturgemäß in der Tonalität von Landesstudios. "Die Wiener Stadtregierung stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt", kommt die Stadträtin da etwa zu Wort.

Stimme, nicht Autor

"Optimale Bedingungen" zitiert ein unter Weinzettl in der APA-Datenbank abgelegter Beitrag für Firmenansiedlung in Wien, gehe es um Zugang zur EU. Der Beitrag ist abgelegt unter " Wirtschaftsagentur: Wien bleibt Top-Standort für Unternehmen", so begann der Beitrag auch.

Der Beitrag stammt allerdings nicht von Weinzettl - laut Wortredaktion des Landesstudios fertigte ihn ein junger Journalist, der keine Berechtigung hatte, den Beitrag zu sprechen. Weinzettl übernahm diese Funktion für den Beitrag, erfuhren wir von dort.

In der Familie

Präsidentin der Wirtschaftsagentur Wien ist Brauner, die Kommunikation dieses Fonds der Stadt Wien leitet Weinzettls Frau Ursula Kainz. Das könnte die kolportiert engen Kontakte mit Brauner erklären.

Kainz sitzt laut Firmenbuch auch im Aufsichtsrat der WH Medien GmbH, die etwa den TV-Sender W24 und Medienbildungsinitiativen betreibt. Eine Tochterfirma der Wien Holding und der Stadtentwicklung, die etwa auch St. Marx als Medienstandort entwickeln. Vorerst ohne ORF. (fid, DER STANDARd, 13.12.2012)