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Im größten Spital Österreichs soll sich Seltsames abgespielt haben: Ein Firmenchef soll in Absprache mit Verantwortlichen dafür gesorgt haben, dass Mitarbeiter nur scheinbar Zivildienst leisten.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - Zumindest für drei Zivildiener muss der Dienst im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien recht leicht gewesen sein. Sie haben nämlich nicht dort gearbeitet und schienen trotzdem in der Anwesenheitsliste auf. Liegengeblieben sind ihre Aufgaben nicht: Statt ihrer betreute eine Abteilungshelferin die Patienten.

Diese wurde von einem Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Nur: Die drei Zivildiener waren wichtige Arbeitnehmer genau dieser Personalleasing-Firma. Darum sitzen der suspendierte AKH-Personalchef, die ehemalige Pflegedirektorin und der Unternehmer nun auf der Anklagebank.

Zum zweiten Mal: Im Vorjahr wurde das Trio schon wegen Amtsmissbrauchs zu bedingten Haftstrafen zwischen sechs und 18 Monaten verurteilt. Der Oberste Gerichtshof hob das Urteil auf, nun klagt sie Staatsanwalt Roman Reich wegen Untreue an.

"Es muss da einen Masterplan gegeben haben"

Aus seiner Sicht lief die Sache so ab: Unternehmer Heinrich L., der viel mit dem AKH zu tun hat, machte mit Personalchef Friedrich E. und Eva G. aus, dass diese seine Mitarbeiter namentlich anfordern und der Pflegeabteilung zuteilen. Und statt ihrer die Gratishilfskraft arbeiten zu lassen.

Friedrich E. streitet das strikt ab. Ja, er habe L. zwar gesagt, dass er dafür sorgen könne, die drei anzufordern. Aber das sei legal, und danach habe er sich damit nicht weiter beschäftigt. Denn für die Zivildiener seien Mitarbeiter zwei Hierarchiestufen unter ihm zuständig gewesen.

"Und warum soll das Pflegepersonal sie dann belasten?", will Richterin Stephanie Öner wissen. "Es muss da einen Masterplan gegeben haben." " Aber wer soll den entwickelt haben?" "Das weiß ich nicht." Profitiert hätten jedenfalls die Firma und die Pflegeabteilung.

Ein "Dankeschön" für die Vermittlung

Ex-Pflegedirektorin Eva G. erzählt anderes, sieht sich aber unschuldig. Bei einem regulären Jour fixe im Oktober 2007 sei der Name des ersten Zivildieners genannt worden. Einen Monat später habe E. ein Gespräch anberaumt, bei dem auch Unternehmer L. dabei war. Da wurde ihr gesagt, dass im Pflegebereich ein Zivildienerposten wegkomme, davor eine Hilfskraft komme und ihr Budget nicht belastet werde.

Der Unternehmer wiederum sagt, er wollte seine Mitarbeiter - einer davon sein Sohn - dort unterbringen und fragte, ob sie nebenbei für seine Firma weiterarbeiten könnten. Als "Dankeschön" für die Vermittlung, habe er die Gratishilfskraft versprochen. Dass seine Untergebenen plötzlich Vollzeit bei ihm gearbeitet haben, sei ihm nicht aufgefallen - "aus meiner Sicht ist das einfach passiert". Warum er es dann gleich dreimal gemacht habe, fragt Öner. Er habe sich nicht darum gekümmert, das Problem sei ihm erst bewusst geworden, als die Geschichte in die Medien kam.

Am Donnerstag geht es weiter. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 13.12.2012)