Zu den sich verdichtenden Infantilisierungserscheinungen unserer Sprache gehört der Gebrauch des Wortes "Pärchen" für beinahe alle Paarungen der Spezies Mensch - anhand unseres Redaktionsarchivs lässt sich nachweisen, dass das Diminutiv immer häufiger verwendet wird, auch wenn es sich um in jeder Beziehung ausgewachsene Paare handelt.

Zum Beispiel: "Frau keppelt ihren Mann ständig an, wie sie sich denn diesen Urlaub leisten sollen." Bei uns: ein "Pärchen". Und warum Anna Netrebko und und Erwin Schrott ein eben solches sein sollen? Soll damit angedeutet werden, dass sie (vielleicht) nicht verheiratet sind? Wenn ja: Geht's noch spießiger?

Tatsächlich dürfte der fehlende Trauschein ein Kriterium sein, denn wie käme es sonst zu einer Agentur-Meldung wie: "Tödlicher Streit eines Pärchens im Innviertel"? Dabei hatte eine 37-Jährige ihren 62-jährigen Lebensgefährten nach einem Alkoholexzess mit einem Küchenmesser niedergemacht. Ein Hinweis, dass dem Verfasser nicht ganz wohl war bei der Kategorisierung, könnte sein, dass er später - etwas pietätlos - "Duo" anstatt "Pärchen" schrieb.

Durchaus angebracht hingegen ist das poetische Bild, das unlängst in einem Standard-Interview von einem "eng aneinanderliegenden Doppelsternsystem im Planetarischen Nebel Fleming I" gezeichnet wurde: "Dieses Pärchen umkreist einander alle 1,2 Tage." (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 12.12.2012)