David Garrett war zu Gast bei Stefan Raab.

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David Garrett hat zwar keine Hemmungen, kostbarstes Pop- und Klassik-Material auf knalliges Crossover-Format herunterzufiedeln - seine Geige jedoch ist dem Blonden extrem heilig. Sitzt man allerdings mit seiner Stradivari (Garrett: "Sie ist fünf Millionen wert!") beim Entertainer mit der mobilen Sofa-Tisch-Garnitur, kann der Promoauftritt für die neue CD ("Music" ist der Titel) schon zum kleinen Überlebenskampf werden - Stefan Raab nämlich "würde gerne mal auf einer geilen Geige spielen." 

Garretts "heute nicht!", wird natürlich nur als Ermunterung aufgefasst. Raab: "Würde wirklich gern mal auf einer Stradivari spielen." Garrett: "Es wird ein Traum bleiben." Raab: "Ich mach' sie nicht kaputt. Ich bin auch versichert." Garrett: "Neinnnnnn!!!" Raab, dessen Hände sich Richtung Instrument strecken: "Einmal nur ,iiiiii‘ machen auf dem Ding?" Garrett zuckt zurück: "Neinnnnn!" Raab: "Bitteeee!" Es kam dann nicht zum Äußersten. Doch wieder einmal wurde die Frage beantwortet, weshalb sich dieser Raab so lange latenightmäßig hält. Klar, als Entertainmentmulti (Liedschreiber, Sänger, Song-Contest-Juror, Wok-Weltmeisterschaft, "Schlag den Raab", "Pokernacht") ist er mehrfach abgesichert, und die einzelnen Aktivitäten promoten einander gegenseitig. 

Er ist aber auch ein Kasperl, der im Freudenrausch seiner Dreistigkeit Situationen ausreizt. Er ist der Typ mit der Fistelstimme, der Beleidigungen mit einem Eiswürfellächeln würzt, das in Beiseln als Ermunterung zur Handgreiflichkeit aufgefasst würde. Er wirkt. Vor allem aber ist er schrecklich unverbraucht und frisch, worunter auch Garrett zu leiden hatte. Raab - ein Duracell-Männchen mit Extrabatterie. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 12.12.2012)