Wien - Der "Geisellisten"-Ausspruch von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat am Dienstag gehörigen Staub aufgewirbelt. Wrabetz erklärte im ORF-Publikumsrat, dass die Barrierefreiheit der  ORF-Programme im Fall des Auslaufens der Gebührenrefundierung zwar nicht zurückgefahren werde, aber auch nicht weiter ausgebaut werden könne. Wörtlich sagte der ORF-Chef, man habe dieses Thema "bewusst nicht auf die 'Geiselliste' gesetzt".

ÖVP-Klubobmann und Mediensprecher Karlheinz Kopf sprach daraufhin in einer Aussendung von einer "unglaublichen Entgleisung", die einen "weiteren beschämenden Höhepunkt im Werken dieses völlig überforderten Mannes" darstelle. Schützenhilfe für Wrabetz kam indes von SPÖ-Klubobmann Josef Cap. Wrabetz selbst sprach in Reaktion auf die ÖVP-Kritik von einer freilich nicht wörtlich gemeinten "ironischen Verknappung".

"Völlig daneben"

"Wer sich nur anstellt, um noch mehr Geld von den Gebührenzahlern zu erhalten, wer gleichzeitig jeglichen Reformwillen und das Können, einen Betrieb wie den ORF zu führen, vermissen lässt,  stattdessen am Lebensfaden einer Partei zappelt, böte an sich schon genügend Platz für negative und dem Unternehmen schadende Schlagzeilen", meinte ÖVP-Klubobmann Kopf in Richtung Wrabetz. Er warf dem ORF-General vor, sich verbal völlig daneben zu benehmen und mit seiner Diktion "das Radio-Symphonieorchester, die Filmwirtschaft und die behinderten Menschen zu seinen Geiseln im Austausch gegen mehr Geld für den ORF" zu machen.

Fortsetzung der Gebührenrefundierung

SPÖ-Mediensprecher Cap sah indes ein Ablenkungsmanöver der ÖVP und sprach sich für die Fortsetzung der Gebührenrefundierung aus. Sie sei ein wesentlicher Bestandteil einer gesicherten Finanzierung des ORF und damit sowohl für die Qualitätssicherung des ORF-Programmes als auch für die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter von großer Bedeutung. Davon könne "Kopf auch mit seinen  Angriffen auf ORF-Generaldirektor Wrabetz nicht ablenken".

Wrabetz erklärte noch in der Sitzung des Publikumsrats, dass doch "niemand ernsthaft glauben" könne, die Zusatzleistungen stünden im Sinne des Wortes auf einer "Geiselliste". (APA, 11.12.2012)