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Die EU-Textilverordnung setzt lediglich fest, dass Modeartikel mit Echtpelz den Hinweis "Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs" enthalten müssen. Herkunft, Tierart und Gewinnung werden verschwiegen.

Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Der Schweizer Bundesrat hat eine Verordnung über die Deklaration von Pelzen und Pelzprodukten verabschiedet, die am 1. März 2013 in Kraft tritt. Konsumenten bekommen dadurch nun genaue Angaben über Tierart, Herkunft des Fells und Gewinnungsart.

In Österreich und Großbritannien sind Pelzfarmen bereits verboten. Der Verkauf von Pelzprodukten ist aber nach wie vor erlaubt. Die EU-Textilverordnung Nr. 1007/2011 setzt lediglich fest, dass Modeartikel mit Echtpelz den Hinweis "Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs" enthalten müssen. Damit können Verbraucher aber nur erkennen, dass es sich um Echtpelz handelt. Wichtige Produktmerkmale bleiben jedoch weiter im Dunkeln.

Als Folge der strengen Tierschutzgesetzgebung gibt es in der Schweiz seit bald 30 Jahren keine kommerziellen Pelztierzuchten mehr. Die Felle werden zum Großteil importiert. Tierschutzorganisation Vier Pfoten begrüßt die neue Verordnung, wie Kampagnenleiterin Nikola Furtenbach betont: "Diese Informationen schaffen Bewusstsein für die grausamen Details der Pelztiergewinnung. Wir hoffen, dass die Kennzeichnungspflicht dazu beitragen wird, den Absatz von Echtpelz zu reduzieren."

Kaninchenfell oft aus tierquälerischer Käfighaltung

Erfreulich sei zudem, dass auf die Initiative von Tierschutzverbänden hin Kaninchenfell mit in die Deklarationspflicht aufgenommen wurde. "Kaninchenfell hat einen sehr großen Anteil am Modepelz. Es stammt in aller Regel aus tierquälerischer Käfighaltung, die nun ebenfalls gekennzeichnet werden muss", sagt Furtenbach. 

7.200 Pelzfarmen in der EU

Europa ist nach Asien die zweitwichtigste Absatzregion der Pelzindustrie. In der EU gibt es etwa 7.200 Pelzfarmen, vor allem in Dänemark, den Niederlanden, Polen und Finnland. Etwa 35 Millionen Nerzfelle und zwei Millionen Fuchsfelle werden jährlich in europäischen Farmen unter tierschutzwidrigen Bedingungen erzeugt.

Die internationale Pelzbranche ist stark globalisiert. Damit unterscheiden sich Herkunft und Haltungsform von Pelzartikeln, die in der Schweiz verkauft werden, kaum von denen in anderen europäischen Ländern. Die Wahrscheinlichkeit, in Österreich auf einen Pelz aus tierquälerischer Käfighaltung zu stoßen, ist also genauso hoch wie in der Schweiz. 

Kennzeichnung fehlt

Nur werden die Konsumenten in der EU im Gegensatz zu den Schweizer Kunden nichts davon erfahren, solange die EU-Kennzeichnung dies nicht vorschreibt. Aus der Produktion von Pelz ergebe sich jedoch eine besondere Verantwortung, wie Furtenbach meint: "Die EU sollte sich aus Sicht von Vier Pfoten die neuen Regelungen der Schweiz zum Vorbild nehmen und vergleichbare Regelungen für alle Mitgliedstaaten auf den Weg bringen."

Online-Petition gegen Pelztierhaltung

Vier Pfoten setzt sich für ein gesetzliches Verbot der Pelztierhaltung und ein europaweites Handels- und Importverbot für Felle und Pelzprodukte ein. Die Tierschutzorganisation startete im November eine Online-Kampagne gegen Moderiesen, die Pelzprodukte verkaufen. Auf der Kampagnen-Webseite www.parade-gegen-pelz.org können sich Interessierte registrieren und einen nackten Avatar als ihren Stellvertreter auf eine digitale Demonstration schicken. (jus, derStandard.at, 12.12.2012)