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Strauss-Kahn war im Frühsommer 2011 in New York verhaftet worden - Diallo hatte erklärt, er habe sie attackiert und zum Oralsex gezwungen. 

Foto: AP/Allan Tannenbaum/Mary Altaffer

New York/Paris - Anderthalb Jahre nach seiner vorübergehenden Festnahme wegen Vergewaltigungsvorwürfen in den USA hat der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn eine außergerichtliche Einigung mit der ehemaligen Hotelangestellten Nafissatou Diallo erzielt. Ein New Yorker Gericht billigte am Montag einen Vergleich zwischen Strauss-Kahn und Diallo. Nach der Einstellung des Strafverfahrens hat sich für den Franzosen nun auch die Zivilklage gegen ihn erledigt.

Dementi über Schadensersatzhöhe

Die Einzelheiten der finanziellen Vereinbarung seien "vertraulich", sagte Richter Douglas McKeon. Die französische Tageszeitung "Le Monde" hatte unter Berufung auf Vertraute Strauss-Kahns geschrieben, dass dieser der Ex-Hotelangestellten sechs Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) zahlen wolle. Strauss-Kahns Anwälte wiesen diesen Bericht aber als "dramatisch inkorrekt" zurück. Diallo hatte eine Entschädigung in nicht genannter Höhe gefordert.

Strauss-Kahn: "Moralische Fehler"

Die 33-jährige Diallo war bei der Anhörung anwesend, Strauss-Kahn ließ sich durch seine Anwälte vertreten. Diallo warf dem 63-jährigen Franzosen vor, dieser habe sie im Mai 2011 in einem New Yorker Luxushotel angegriffen und zum Oralsex gezwungen. Strauss-Kahn hatte zwar zugegeben, dass es zu sexuellen Handlungen gekommen war, jedoch stets beteuert, diese seien einvernehmlich geschehen. Wegen der Causa trat Strauss-Kahn von der Spitze des Internationalen Währungsfonds zurück, seine Chancen für eine Präsidentschaftskandidatur für die französischen SozialistInnen waren damit begraben.

Das Strafverfahren gegen Strauss-Kahn war im August 2011 wegen Zweifeln an Diallos Glaubwürdigkeit eingestellt worden. Ihre Zivilklage gegen Strauss-Kahn blieb davon aber unberührt. Der Ex-IWF-Chef, der in einem Interview "moralische Fehler" eingeräumt hatte, gesteht mit dem Vergleich keinerlei Schuld ein. Mit der außergerichtlichen Einigung vermeiden beide Seiten einen langwierigen Prozess. "Wir sind froh, in dieser Sache zu einer Lösung gekommen zu sein", teilte sein Anwalt William Taylor lediglich mit.

Diallo: "Ich danke allen, die mich unterstützen"

Richter McKeon sagte, dass er sich in den vergangenen Monaten um einen Vergleich bemüht habe. Ende November habe es dann die ersten ernsthaften Verhandlungen der Anwälte beider Seiten gegeben. Am Montag sei die Vereinbarung schließlich unterschrieben worden. McKeon erklärte, dass Diallo auch eine separate Zivilklage gegen die Boulevardzeitung "New York Post" wegen Verleumdung mit einem Vergleich beendet habe. Die Zeitung hatte behauptet, Diallo habe als Prostituierte gearbeitet. Ihre Arbeit im Sofitel-Hotel hatte die verwitwete Mutter einer Tochter nie wieder aufgenommen.

"Ich danke allen, die mich unterstützen", sagte Diallo nach der zehnminütigen Anhörung. "Ich danke Gott, und Gott schütze Euch." Ihr Anwalt Kenneth Thompson erklärte, seine Mandantin sei nun froh, mit ihrem Leben weitermachen zu können.

In seiner Heimat drohen Strauss-Kahn weiter juristische Probleme. Die französische Justiz ermittelt im Zusammenhang mit Sexualdelikten wegen bandenmäßig organisierter Zuhälterei. Seine Verteidiger fordern die Einstellung des Verfahrens. Kommenden Mittwoch wird eine Entscheidung der französischen Justiz über den Antrag erwartet. (APA/Reuters/red, dieStandard.at, 11.12.2012)