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Richard David Precht.

Foto: AP/dapd/Guelland

"Für das Theater mach ich mir gern die Haare auf", gestand einst Moderatorin Esther Schweins. Und sie ließ dann beim 3sat-Theatermagazin Foyer stets ihre Rapunzelmähne über ihre Brusttaschen wallen. So viel gute Figur macht auch Richard David Precht. Er knöpft im Dienst der Philosophie nun einmal im Monat sein Hemd auf und bespricht unter einem Heiligenschein von Schreibtischlampen mit seinem jeweiligen Gast Themen unserer Zeit. "Dürfen wir Tiere essen?" - Diese Frage gab der als Schönling geschmähte Medienphilosoph am Sonntag an Robert Spaemann weiter.

Und wenn man es da geschafft hatte, den von der Kamera fokussierten schönen Hals des Philosophen, seine am Tisch abgelegten Hände oder sein Nippen an der Teetasse hintanzustellen, wurde tatsächlich ein Dialog kenntlich.

Precht fühlte die tausenden nächtlichen Augen auf seiner Haut und lief zu Hochform auf. Ein Satz klarer als der andere und immer mit dem Nachdruck leuchtender Augen an sein Gegenüber (und uns daheim) entsandt. Tierlieb sind wir natürlich schon von Haus aus.

Selbst der Gast, der 85-jährige Professor Robert Spaemann, katholischer Philosoph, der gemäß seiner Religion der Überzeugung ist, Gott habe Tiere im Dienste des Menschen erschaffen, dürfen also gegessen werden, geriet bei Prechts Ausführungen meinungstechnisch ins Wanken.

Beim Rehbratenbeispiel war der Gipfel erreicht: Wird ein Reh getötet und verzehrt, hat niemand Mitleid. Würde aber ein Reh betäubt, ihm ein Bein amputiert werden, sodass es nachher auf drei Beinen im Gehege weiterleben könne, so schreckt jeder zurück. Ein echtes Totschlagargument. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 11.12.2012)