Anapa - Die Energiegroßmacht Russland stößt mit dem Baubeginn für die rund 2.400 Kilometer lange Pipeline South Stream weiter auf den europäischen Energiemarkt vor. Kreml-Chef Wladimir Putin, der russische Gasmonopolist Gazprom und Partner aus etwa zehn Ländern wollen am Schwarzen Meer nahe der russischen Stadt Anapa den Startschuss für das gigantische Energieprojekt geben.

Durch die Leitung soll von 2015 an Gas fließen. Mit den ab 2019 dann insgesamt jährlich geplanten 63 Milliarden Kubikmetern Gas sollen bis zu 38 Millionen Haushalte versorgt werden können. Wie mit der Ostseepipeline Nord Stream will Russland vor allem den wachsenden Energiehunger in Europa stillen, der durch den Atomausstieg entsteht. Die Gesamtkosten des Projekts werden auf 16 Milliarden  Euro geschätzt.

Von Anapa nach Tarvisio

Die Gaspipeline ist insgesamt 2.380 Kilometern lang und soll die russische Stadt Anapa am Schwarzen Meer mit dem italienischen Grenzort Tarvisio verbinden. Herzstück ist ein 925 Kilometer langer Abschnitt im Schwarzen Meer durch russische, türkische und bulgarische Hoheitsgewässer. Vom bulgarischen Anlandepunkt in der Hafenstadt Warna führt eine 1.455 Kilometer lange Landleitung durch Serbien, Ungarn und Slowenien bis nach Norditalien.

An der Firma South Stream Transport, die ihren Sitz in den Niederlanden hat, sind der russische Gasmonopolist Gazprom mit 50 Prozent und der italienische Energieversorger Eni mit 20 Prozent beteiligt. Die BASF-Tochter Wintershall und das französische Unternehmen EDF halten je 15 Prozent. Zudem hat Gazprom für die einzelnen Teilabschnitte in den jeweiligen Ländern Unternehmen mit nationalen Energieversorgern gegründet.

Das maßgeblich von Putin vorangetriebene Projekt gilt als Konkurrenz für das lange von der EU favorisierte Nabucco-Vorhaben. Experten sehen angesichts von South Stream aber kaum Chancen für das Projekt, durch das Gas aus dem Kaspischen Meer unter Umgehung Russlands nach Europa transportiert werden sollte. Als wichtigster Partner hatte die Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan zuletzt eine kleinere Variante des Vorhabens ins Spiel gebracht. (APA, 7.12.2012)