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Aktuelle Funde legen nahe, dass Nofretete ihrem Gatten Pharao Echnaton offenbar länger zur Seite stand als bisher angenommen. Die weltberühmte Büste der Nofretete ist der  Höhepunkt der Sonderausstellung, mit der die Staatlichen Museen zu Berlin den Fund der Skulptur vor 100 Jahren feiern.

Foto: AP/Markus Schreiber

Berlin/Kairo - Bislang waren Historiker der Ansicht gewesen, Nofretete hätte nur einen Teil der Regierungszeit ihres Ehemannes Echnaton miterlebt. Ein aktueller Fund widerspricht nun aber den Spekulationen, die ägyptische Pharaonengattin sei vorzeitig gestorben oder einer Palast-Intrige zum Opfer gefallen. Wissenschafter der Katholischen Universität Leuven (Belgien) haben bei Ausgrabungen in Ägypten nachgewiesen, dass die Pharaonengattin noch im 16. Regierungsjahr ihres Mannes Echnaton um 1.400 vor unserer Zeitrechnung an dessen Seite stand. Bisher stammte der letzte gemeinsame Nachweis aus dem zwölften von insgesamt 17 Regierungsjahren.

"Damit wird allen Hypothesen die Beweislage entzogen", sagte der belgische Ägyptologe Harco Willems am Mittwoch in Berlin anlässlich einer Sonderausstellung zum Fund der Nofretete vor 100 Jahren. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, die schöne Pharaonengattin sei Machtspielen zum Opfer gefallen oder habe der Nebengemahlin Kija weichen müssen. Der neue Nachweis wurde laut Willems auf einer Texttafel in einem Steinbruch wenige Kilometer von Echnatons Regierungssitz Amarna entdeckt.

Nofretete-Büste im zeitlichen Kontext

Die Ausstellung zum Fund der weltbekannten Nofretete-Büste vor 100 Jahren ist am Donnerstag im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel eröffnet worden. Dort wird das spektakuläre Ausgrabungsstück erstmals umfassend in seinem zeitgeschichtlichen Zusammenhang dargestellt - eine Zeitreise in die Amarna-Ära vor rund 3.400 Jahren. Mit 1.300 größtenteils noch nie gezeigten Funden aus dem einstigen Herrschersitz von König Echnaton und seiner Gemahlin Nofretete will die Schau "Im Licht von Amarna" auch den Alltag jener Zeit lebendig werden lassen. Zu sehen sind Amphoren, wertvolle Keramiken und Schmuck aus den Villen der Herrschenden, aber auch Vorratsgefäße, Geräte und einfache Schuhe aus den Arbeiterhäusern.

Aus der Werkstatt der Bildhauers Thutmosis, in der auch die Büste der Pharaonengattin entdeckt wurde, sind erstmals alle nach Berlin gelangten Werkstücke zu betrachten, vieles schlummerte bisher in den Archiven. Ein besonderer Schatz daraus ist eine exquisite, aber zerschlagen aufgefundene Büste Echnatons, die als Gegenstück zur Nofretete gilt. Mit Hilfe der Computertomografie konnten die Experten eine exakte Replik erstellen.

Der von Echnaton eingeführte Monotheismus um den Sonnengott Aton wird in der Ausstellung symbolisch vorgestellt: Ein riesiger, zehn Meter breiter "Sonnenkeil" aus transparentem Stoff taucht den ganzen Raum in warmes Licht. Das Metropolitan Museum in New York steuerte ein imposantes Modell des Aton-Tempels im Maßstab 1:50 bei. Dazu gibt es viele Dokumente, Film- und Tonaufnahmen, die Hintergrundwissen liefern.

Politik verteidigt Besitz der Büste

Bei einer Vorbesichtigung verteidigte Kulturstaatsminister Bernd Neumann am Mittwoch den Besitz der wertvollen Skulptur. "Die Büste der Nofretete ist unzweifelhaft und zu Recht im Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz", sagte er. "Sie gehört uns allen."

Ägypten hatte den kunstvoll bemalten Königinnenkopf mehrfach zurückgefordert. Er war 1913 bei der damals üblichen Fundteilung der deutschen Seite zugesprochen worden. Bei der bis April laufenden Ausstellung in Berlin sind neben der Nofretete mehr als 600 Exponate aus den damaligen Ausgrabungen zu sehen. Ein Großteil davon wurde bisher noch nie gezeigt. Sie sollen den zeitgeschichtlichen Hintergrund des spektakulären Nofretete-Funds vom 6. Dezember 1912 erklären.(APA/red, derStandard.at, 06.12.2012)