Wolf Schneider bei seiner Abschiedsvorstellung am Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) in Salzburg.

Fotos: KfJ

Wien/Salzburg - Einer der großen Lehrer der deutschen Sprache hört - mit 87 Jahren - auf, zu unterrichten: Wolf Schneider galt seit Jahrzehnten als das Gewissen der Journalisten, wenn es um gutes Deutsch ging. 33 Jahre lang unterrichtete er Journalisten in Österreich, Deutschland und der Schweiz und gab am Mittwoch am Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) in Salzburg seine Abschiedsvorstellung.

"Plagt euch, bildet euch, geniert euch eurer Sensationen und beerdigt alle hohlen Reden."

Seinem Credo blieb er auch in seiner letzten Predigt treu und gab den Nachwuchsjournalisten seinen Rat mit auf den Weg: "Plagt euch, bildet euch, geniert euch eurer Sensationen und beerdigt alle hohlen Reden." Wer mehr seiner Leitlinien erfahren will, kann sich seine 28 Ratgeber und Sachbücher zu Gemüte führen, die in viele Sprachen übersetzt wurden und Millionenauflage erzielten. Zum Erfolg verhalfen ihm sicher nicht zuletzt seine eigenen Regeln: "Gelesen zu werden, bloß weil man etwas geschrieben hat, war statistisch gesehen schon immer die Ausnahme." Die Wahrscheinlichkeit erhöhen starke Verben, schlanke Sätze - "Sätze ohne Schwabbelfett" - und maximal sechs Wörter zwischen zweiteiligen Verben: "Man darf kein Fernrohr brauchen, um das Verb zu erkennen."

Schneider werkte im Rahmen seiner Berufslaufbahn als Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung", Verlagsleiter des "Stern" und Chefredakteur der "Welt". 1979 wurde er Leiter der damals neu gegründeten Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg, aus der deutsche Medienhäuser gerne ihren Nachwuchs rekrutieren. Er ist Honorarprofessor der Universität Salzburg und Träger des Henri-Nannen-Preises für sein Lebenswerk.

Seinen Rückzug aus der Welt des Lehrlebens tritt Schneider an, weil es jetzt der Zeitpunkt ist, an dem "ich es noch bin, der darüber entscheidet". Dass man einen Nachfolger für ihn finden werde, bezweifelt er mit gewohnter Selbstsicherheit: "Ich glaube, dass es diese Mischung aus Besessenheit und Erfahrung nicht so leicht noch einmal geben wird." (APA, 6.12.2012)