Frankfurt/Main - Mehr noch als durch seine Bücher hat der Suhrkamp-Verlag seit dem Tod seines Verlegers Siegfried Unseld im Jahr 2002 durch Streitigkeiten von sich reden gemacht. So verließen etliche Autoren den Verlag, zudem kam der Umzug des Hauses von Frankfurt nach Berlin nicht überall gut an.

Nun hat auch die Auseinandersetzung zwischen dem Mitgesellschafter Hans Barlach, der 39 Prozent am Verlag hält, und der von Suhrkamp-Chefin und Verlegerwitwe Ulla Unseld-Berkewicz geführten Familienstiftung, die über 61 Prozent der Anteile verfügt, eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nachdem Barlach Frau Unseld-Berkewicz seit Jahren mit Klagen überhäuft - seine Vorwürfe lauten Inkompetenz sowie Veruntreuung - und einige Verfahren durch einstweilige Verfügungen gestoppt wurden, bemüht sich Barlach nun mit allen Mitteln, mehr Mitsprache im von Unseld-Berkewicz mit eiserner Hand geführten Unternehmen zu gewinnen. Also hat man sich wieder vor Gericht getroffen, diesmal in Frankfurt, wo die Gesellschafter sich gegenseitig auf Ausschluss aus der Gesellschaft klagten.

Barlach will, falls seiner Klage nicht stattgegeben wird, die Auflösung der Gesellschaft beantragen, was das Ende des Verlages in der jetzigen Form bedeuten würde. Suhrkamp-Anwalt Peter Raue beruhigt, dem Antrag Barlachs fehle jede Substanz. Zudem appellierte er an Barlach, seine Anteile an die Stiftung zu verkaufen. Die Kammer für Handelssachen entscheidet am 13. 2. 2013. (steg, DER STANDARD, 7./8./9.12.2012)