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Für alle, die echtes Geld von Falschgeld unterscheiden können wollen oder müssen: Das ist erlernbar.

Foto: AP/Arnold

Das mit dem Falschgeld-Erkennen ist so eine Sache: Wenn das Konterfei eines Geburtstagskindes auf dem Schilling-Tausender prangt, kann es jenem von Erwin Schrödinger, der eigentlich drauf sein sollte, zwar ähnlich sehen. Eine solche offensichtliche Fälschung lässt sich aber von Laien gut von echtem Geld unterscheiden. Trotzdem wurde diese Spaßfälschung im Handel für bare Münze genommen und als Zahlungsmittel akzeptiert.

Sonst wäre sie nicht bei Friedrich Hammerschmidt und seinen Kollegen gelandet - genauso wenig wie der 50-Euro-Schein einige Jahre später, auf dem einem aus den Renaissance-Bögen, anders als sonst, jemand zuwinkt. Oder der 300-Euro-Schein, den es als Banknote gar nicht gibt. Oder die Schwarzweißkopie eines Geldscheins. Allesamt sind sie als echtes Geld durchgegangen.

Hammerschmidt ist Leiter des Falschgeld-Referats in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und beschäftigt sich weniger mit solchen originellen Einzelstücken, sondern sagt in seinem Arbeitsalltag normalerweise den Fälschungen von Profis den Kampf an. Ihm geht es um jene, die Falschgeld in großer Stückzahl und mit betrügerischer Absicht unter die Leute bringen und am Wechselgeld verdienen wollen. Er ist damit nicht nur für Gutachten über falsche Banknoten verantwortlich, sondern auch für die Maßnahmen der OeNB zur Bekämpfung von Falschgeld, für ein eigenes Testzentrum, die Aufklärung bei Euro-Info-Touren und die Euro-Bargeldschulungen. Letztere werden zwar von Beschäftigten und Berufsschülern aus dem Handel oder Banken besonders häufig in Anspruch genommen, stehen aber allen anderen Interessierten, die echtes von falschem Geld unterscheiden wollen, ebenfalls offen. Insgesamt gab es im vergangenem Jahr in ganz Österreich mehr als 300 Schulungen mit 15 bis 25 Teilnehmern.

Des Fälschers Liebling

Die Bargeldschulungen haben einen durchaus ernsten Hintergrund: Schließlich geht es dabei weit weniger darum, Spaß dabei zu haben, Fälschungen zu entdecken, als sich vor dem Schaden zu schützen, der einem durch die falschen Banknoten entsteht - denn derjenige, der die Fälschung angenommen hat, darf sie nicht mehr wissentlich weitergeben, sonst macht er sich strafbar. Es drohen bis zu zehn Jahre Haft. Ein Umtausch in echtes Geld ist aber nicht möglich. Man bleibt also auf dem entstandenen Verlust sitzen, muss die falsche Banknote abgeben und ist nur um eine Erfahrung reicher.

5583 falsche Euro-Banknoten wurden 2011 entdeckt, bis zum Juni 2012 weist die OeNB-Statistik bereits 2951 Fälschungen aus, das ist ein Plus von elf Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahrs - allerdings konnte man da in Österreich das zweitniedrigste Ergebnis seit der Euroeinführung verbuchen. In Österreich ist man vor Fälschungen vergleichsweise sicher, der heimische Anteil an den insgesamt im Euroraum 251.000 von Jänner bis Juni entdeckten falschen Euro-Banknoten lag bei nur 1,2 Prozent. Und geht man von einem geschätzten österreichischen Banknotenumlauf von 500 Millionen Stück aus, ist die Gefahr, eine Fälschung im Börsel zu haben, verschwindend gering: "Man müsste achthundert Jahre alt werden, um sicher einmal an eine falsche Banknote zu geraten", hat Hammerschmidt berechnet.

Nichtsdestotrotz ist Vorsicht angebracht: Der Schaden, der in Österreich allein im heurigen ersten Halbjahr insgesamt entstand, lag immerhin bei 202.310 Euro. Besonders den 50-Euro-Schein sollte man sich genauer ansehen: Der falsche Fünfziger wird in Österreich am häufigsten untergejubelt, gefolgt von falschen Zwanzigern und Hundertern. Gemeinsam machen die drei 89 Prozent der falschen Banknoten aus.

"Fühlen", "Sehen", "Kippen"

Hammerschmidts Mitarbeiter, Andreas Glenk, zeigt bei der Bargeldschulung nach einem Rundgang durchs Geldmuseum - in dem im kommenden Frühjahr übrigens eine Sonderausstellung zu Falschgeld startet - anhand einer Fälschung, worauf es ankommt. Das wertlose Papier lässt sich trotz zum Teil täuschender Ähnlichkeit in drei Schritten mit "Fühlen", "Sehen" und "Kippen" vom wertvollen Gut unterscheiden: Befühlt wird die Papierqualität. Zirka ein Drittel des Falschgeldes stammt aus Kopierern und Farbdruckern. Kopierpapier fühlt sich weit glatter an als jenes aus reiner Baumwolle bestehende Papier der echten Banknoten. Außerdem fehlt einem kopierten 200-Euro-Schein das Relief, das beim echten durch den Tiefdruck entsteht.

Beim Sehen, also genauen Betrachten, erkennt man am echten Schein Sicherheitsmerkmale, die auf den falschen entweder vollkommen oder teilweise fehlen oder nicht in der gleichen Perfektion vorhanden sind: Das Wasserzeichen mit dem Architekturmotiv und dem Wert des Scheins ist auf echtem Geld genauso im Gegenlicht zu erkennen, wie der Sicherheitsfaden, auf dem nochmals der Wert in Mikroschrift vermerkt ist. Dazu kommen noch die Folienstreifen bei den Scheinen bis 20 Euro und die Hologramme bei jenen ab 50 Euro, die schwierig zu fälschen sind.

Beim Kippen eines falschen Hunderters ist klar erkennbar, dass die Regenbogenfarben des Hologramms nicht so fließend ineinander übergehen wie beim echten. Dazu kommt der Farbwechsel der Zahl von Rot zu Olivgrün oder Braun beim Kippen, der einem Falschgeld-Schein fehlen kann.

Glenks Tipp ist es, sich zumindest einige dieser Sicherheitsmerkmale einzuprägen und das Geld zu überprüfen.

So kann man beim Selbstversuch schon nach wenigen Minuten nicht nur plumpe Fälschungen, sondern auch raffiniertere von echtem Geld unterscheiden. Den echten, aber mit hoher Temperatur mitgewaschenen, Schein könnte man zwar ebenfalls als falschen identifizieren, aber der lässt sich zumindest wie anderes verschlissenes Geld gegen echtes neues umtauschen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, muss Scheine, die einen an der Echtheit zweifeln lassen, nicht annehmen. Einen möglichen Schaden verringern kann man übrigens auch, indem man sich notenbankgeprüftes Geld in kleinen Scheinen aus Bankomaten zieht. Das Retourgeld fällt damit beim Einkaufen geringer aus, ein falscher Zehn-Euro-Schein tut weniger weh als ein falscher Hunderter.

Ab Mai kommenden Jahres ersetzt die Europäische Zentralbank die aktuellen Euro-Banknoten ohnehin (beginnend mit dem Fünf-Euro-Schein) durch neue mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen. Damit soll die Wahrscheinlichkeit nochmals sinken, dass man versehentlich an Falschgeld gelangt. (Martina Mader, DER STANDARD/PORTFOLIO, 5.12.2012)