Grafik: DER STANDARD

Die 140.000 km2 große Atacama-Wüste ist recht dünn besiedelt. Unter den Menschen, die dort leben, finden sich aber nicht gerade wenige Astronomen. Die Europäische Südsternwarte ESO betreibt hier Teleskopanlagen auf dem Bergrücken La Silla und weiter nördlich in der Nähe der Stadt Antofagasta das Observatorium auf dem Cerro Paranal. In unmittelbarer Nähe soll bis 2022 auf dem Cerro Armazones die nächste Stufe der optischen Teleskope fertiggestellt werden: Das European Extremely Large Telescope E-ELT mit einem über 39 Meter großen Spiegel. Finanziert wird das mit rund 1,1 Milliarden Euro veranschlagte Projekt durch Beiträge der ESO-Mitgliedsländer und Extrazahlungen.

Die ESO feierte heuer ihr 50-jähriges Jubiläum. Deswegen wurden einige Medien - unter anderem der Standard - zu einer Reise in die Atacama-Wüste eingeladen. Gründungsmitgliedsländer der Organisation waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande und Schweden. Mittlerweile sind auch Brasilien (das jüngste Mitglied), Dänemark, Finnland, Italien, Österreich, Portugal, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigten Königreich dabei. Österreich ist seit 2008 in diesem Verbund. Der jährlich zu zahlende Beitrag beläuft sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Für das E-ELT werden vom Wissenschaftsministerium zusätzlich 6,2 Millionen Euro flüssiggemacht.

Gedränge im Norden

Weiter nördlich in der Nähe des auch von Touristen häufig besuchten Ortes San Pedro de Atacama wird gerade das Radioteleskop Alma fertiggestellt. In nur fünf Kilometern Entfernung steht auch ein Teleskop, das nicht von der Europäischen Südsternwarte betrieben wird: das University of Tokio Atacama Observatory (TAO) auf dem Gipfel des Cerro Chajnantor auf 5640 Meter Höhe.

Gleich daneben soll auch das Cerro Chajnantor Atacama Telescope (CCAT) bis 2016 fertiggestellt werden. Betrieben wird es von der Cornell University, dem California Institute of Technology sowie weiteren amerikanischen und kanadischen Universitäten. Das Atacama Cosmology Telescope (ACT) steht auf dem Cerro Tocco, einem weiteren Fünftausender in dieser Region. Es ist im Eigentum renommierter amerikanischer Universitäten, u. a. jener von Princeton. Dazu kommen Institute und Forschungseinrichtungen aus Kanada, Mexiko, Chile, Südafrika und Großbritannien. Hier begibt man sich auf die Spur der Dunklen Energie.

Weiter südlich in der Nähe des ältesten ESO-Observatoriums La Silla liegt noch das Las-Campanas-Observatorium (LCO), es befindet sich im Besitz der Carnegie Institution for Science. Hier schmücken mehrere Spiegelteleskope die Wüstenlandschaft, die größten unter ihnen benannt nach dem portugiesischen Seefahrer Magellan. Sie haben einen Spiegeldurchmesser von 6,5 Metern.

Über die tatsächliche Anzahl der Teleskope und Astronomen, die in Chile arbeiten, hat die ESO freilich keine genauen Daten. Aus der Pressestelle in der chilenischen Hauptstadt Santiago verlautete auf Anfrage bloß: " Eines wissen wir sicher: Es sind recht viele." (pi, DER STANDARD, 05.12.2012)