Am Schluss wich medizinische Faktentreue wieder einmal den Effekten: Kein Hüsteln hinderte Dr. Gregory House beim Lebensresümee. Von Rauchgasen unbeleckt, halluzinierte sich der mit seinem Leben abschließende Mediziner im Flammenmeer mit freiem Atem und klarer Sicht durch die letzte Folge.

"Echte" Mediziner halten Dr. House trotzdem für jene TV-Serie, die das US-amerikanische Krankenhaussystem am realistischsten abbildete. Das ist bemerkenswert, denn während auf der einen Seite großer Wert auf die faktentreue Darstellung exotischer Krankheiten gelegt wurde, pflegte der Doktor in den OP zu spazieren, um dort handschuh- und mundschutzfrei Infusionsnadeln zu legen und glatte Skalpellschnitte zu vollziehen.

Foto: ORF/Universal

Als realistisch werden die verhältnismäßig spärlichen Begegnungen zwischen Arzt und Patient gewertet sowie die Tatsache, dass die Betreuung der Kranken von diesen weitgehend abgekoppelt stattfindet.

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In US-Spitälern findet ein sehr viel intensiverer Dialog unter den Ärzten über Behandlungsmethoden statt als hierzulande. In keiner anderen TV-Serie wurde so konzentriert im Hintergrund diagnostiziert und therapiert. Dass es dabei einen Zyniker wie House brauchte, der Schwung ins Geschehen bringt, dafür waren Realmediziner und Realpatienten über acht Staffeln dankbar.

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Schließlich ist nichts unerträglicher als übertriebenes Pathos. Und wenn auch die letzte Folge auf ORF 1 nicht ganz frei davon war, so war der Abschied doch voll grimmiger Poesie. Dass der Selbstmordversuch missglückt, war konsequent: Der Tod bringt den vom Leben abgebrühten Existenzen keine Erleichterung, weil sie den Unterschied in der Hölle kaum bemerken würden. (Doris Priesching, DER STANDARD, 5.12.2012)

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