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Ausstieg für den einen, Einstieg für den anderen: Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber (re.) und Eon-Mann Bernhard Reutersberg.

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Wien - Am Tag eins nach dem vereinbarten Tausch des Hälfteanteils am türkischen Joint Venture Enerjisa gegen Wasserkraftwerke von Eon in Bayern hat Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber etwas Licht in den Deal gebracht. Demnach könne Verbund nach Genehmigung des Asset-Tauschs durch die Wettbewerbsbehörden, die bis März 2013 erwartet wird, mit einem Cashflow-Zufluss von netto 80 Mio. Euro pro Jahr rechnen. Zudem bekommt Verbund die heuer in der Türkei investierten rund 300 Mio. Euro refundiert.

Den Rückzug begründete Anzengruber mit der stärkeren Fokussierung von Österreichs größtem Stromproduzenten auf Wasserkraft und die Kernmärkte Österreich, Deutschland sowie Südosteuropa. Dass mit dem Rückzug aus der Türkei auch das leidige Thema Tufanbeyli vom Tisch ist, sei "auch nicht unangenehm", habe in den Überlegungen aber nicht die entscheidende Rolle gespielt, sagte Anzengruber.

In Tufanbeyli in der Provinz Adana soll bis 2015 ein Braunkohlekraftwerk mit einer Leistung von 450 Megawatt ans Netz gehen. Bei großen Ökostrom-Wiederverkäufern in Deutschland stieß Verbund damit zunehmend auf Kritik, weil das mit dem Image eines Produzenten sauberen Stroms nicht zusammengehe.

An den heimischen Kohlekraftwerken Dürnrohr und Mellach will Verbund aber festhalten. "Die jetzt stillzulegen wäre wirtschaftlicher Wahnsinn", sagte Anzengruber. Die Steinkohlekraftwerke sollen bis Ende ihrer Lebensdauer (noch rund 20 Jahre) am Netz bleiben. Investitionen in Kraftwerke, die CO2 ausstoßen, werde es seitens Verbund keine mehr geben.

Mit 1,5 Milliarden bewertet

Die Anteile an acht Laufwasserkraftwerken, die Verbund im Zuge des Asset-Tauschs von Eon auf der bayerischen Seite des Inn erwirbt, wurden mit Stichtag 1. Jänner 2012 rund 1,5 Mrd. Euro bewertet. Inkludiert sind darin 20,28 Prozent Kapazitätsanteil an der Tiroler Kraftwerksgruppe Zemm-Ziller. Der ist im Zuge der Übernahme von 13 Innkraftwerken durch Verbund Mitte 2009 an Eon gegangen und geht nun wieder zurück.

"Wir hätten die Wasserkraftwerke nicht aus der Hand gegeben, wenn sich dadurch nicht die Tür in den türkischen Markt aufgetan hätte", sagte Eon-Vorstandsmitglied Bernhard Reutersberg. Wegen der schwierigen Situation in Europa setze man verstärkt auf stark wachsende Märkte wie Brasilien oder Türkei. Der bisherige Verbund-Partner Sabanci werde weiter 50 Prozent halten.

An der Börse legte die Verbund-Aktie zunächst zwei Prozent zu, lag kurz vor Börsenschluss dann mit 0,7 Prozent im Minus. (stro, DER STANDARD, 5.12.2012)