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Der Luftraum über der Europäischen Union ähnelt einem Flickenteppich.

Foto: AP/Mario Vedder

Brüssel - Flugreisende müssen noch länger darauf warten, dass die europäische Luftraumüberwachung vereinheitlicht und dadurch die Flüge kürzer und umweltschonender werden. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas erklärte am Dienstag in Brüssel, dass das Projekt des Einheitlichen Europäischen Luftraums (EEL) unter "ernsthaften" Verzögerungen leide. Die für Dienstag als Stichtag anvisierte Zusammenfassung des Luftraums über Europa in neun großen, einheitlich geregelten Blöcken wurde verfehlt.

Fünf Milliarden Mehrkosten

Zweck des EEL ist es, Flugrouten und damit Flugzeiten zu verkürzen und Kerosin einsparen zu helfen. Weil gegenwärtig fast jedes Land sein eigenes Stück Himmel kontrolliert, ähnelt der Luftraum über der Europäischen Union gleichsam einem Fleckerlteppich. Dadurch entstehen Ineffizienzen, zum Beispiel bei der Übergabe zwischen den Fluglotsen, sobald ein Flieger die Landesgrenzen überquert. Diese Ineffizienzen sind laut Kommission für fast fünf Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr verantwortlich.

Betriebssysteme für Fluglotsen vereinheitlichen

Dem abhelfen soll eine Zusammenfassung des Luftraums in zunächst neun Blöcke, die einheitlich gemanagt würden. So könnte auch auf Ausnahmesituationen wie Aschewolken nach Vulkanausbrüchen in der Luft besser reagiert werden. Der EEL ist jedoch schon technisch eine riesige Aufgabe. Es müssen zum Beispiel verschiedene Betriebssysteme für Fluglotsen vereinheitlicht oder durch neue ersetzt werden. Neben der EU nehmen am EEL noch vier weitere europäische Länder teil.

Kommission: Regierungen bremsen

Die Kommission moniert nun, dass die Regierungen zusätzlich bremsen. Die Vorbereitung habe sich etwa zu sehr auf die "Sicherung nationaler Interessen" konzentriert statt auf konkrete Verbesserungen. Dem stellte Verkehrskommissar Kallas die USA gegenüber: "Die Vereinigten Staaten kontrollieren einen gleich großen Luftraum, mit mehr Verkehr, aber mit nahezu der Hälfte des Geldes." Kallas bekräftigte, auch vor Vertragsverletzungsverfahren gegen die EU-Staaten - der schärfsten Waffe der Kommission - nicht zurückzuschrecken. (APA, 4.12.2012)