Wartungsarbeiten am Sonnenkraftwerk Loser der oberösterreichischen Energie AG.

Foto: EVN

Sonnenkraft statt Atomenergie: Deutlicher hätte der niederösterreichische Energieversorger EVN seine Ausrichtung auf erneuerbare Energien nicht betonen können als durch die Photovoltaik-Anlage auf dem historischen Boden von Zwentendorf. Hier wird seit 2009 Strom aus Sonnenenergie produziert. Neben Photovoltaik (PV) setzt EVN auf nachhaltige Energiequellen aus 55 Biomassekraftwerken sowie Windparks und Wasserkraftwerken - und betreibt millionenschwere Investitionen, um bis 2020 die Hälfte der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu bestreiten. Auf fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle) wird dennoch nicht verzichtet: Im Geschäftsjahr 2010/11 lieferte man 2.151 GWh Strom aus Wärmekraftwerken und 1.181 GWh aus Erneuerbaren Energien.

Wasserkraft und Biomasse

Sauber und nachhaltig: Das sind die Energiequellen der Zukunft, mit denen man dem steigenden Energieverbrauch und drohendem Klimawandel Rechnung tragen will. Der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien ist seit Jahren eine der zentralen Zielsetzungen der Energiepolitik. Die beiden wichtigsten grünen Energieträger in Österreich sind traditionell Wasserkraft und Biomasse (Holz): Mit 72,7 Prozent tragen sie einen großen Teil zur inländischen Energieproduktion bei. Insgesamt liegt der Anteil Erneuerbarer Energien (Biomasse, Geothermie/Erdwärme, Wasser-, Sonnen-, und Windkraft) am Bruttoendenergieverbrauch in Österreich bei 31 Prozent, bei Strom sogar bei beinahe zwei Drittel, wie dem Stromkennzeichnungsbericht 2011 der E-Control zu entnehmen ist.

Erneuerbar und umweltverträglich?

Auch auf europäischer Ebene ist die Energiewende ein Thema: Mit der EU-Richtlinie zur Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (RL 2009/28/EG) wurden den Mitgliedsländern verbindliche Ziele auferlegt: In Österreich soll der Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2020 34 Prozent betragen - was angesichts des aktuellen Werts von 31 Prozent in nicht allzu weiter Ferne scheint.

Dabei ist nicht alles, was unter erneuerbar läuft, auch automatisch umweltverträglich - Baupläne für große Wasserkraftwerke rufen etwa regelmäßig Bürgerinitiativen, Umweltschutzorganisationen und Naturschutzvereine auf den Plan, wie zuletzt etwa an der Oberen Isel im Tiroler Virgental. Der Österreichische Alpenverein warnte in diesem Zusammenhang davor, die Energiewende mit einem "unverhältnismäßigen Natur- und Landschaftsverbrauch" zu bezahlen.

Geförderter Ökostrom

Auch in den nächsten Jahren ist mit dem Bau von weiteren Wasserkraftwerken, Windparks und PV-Anlagen zu rechnen: Schließlich haben sich alle großen Energieunternehmen des Landes den Ausbau Erneuerbarer Energien auf die Fahnen geschrieben. Zugute kommen ihnen dabei Landesförderungen (meist in Form von Investitionszuschüssen) und das Ökostromgesetz, das Subventionen für Firmen und Privatpersonen ermöglicht. Schon die Einführung des Ökostromgesetzes 2002 löste einen Boom an Investitionen aus, genauso wie die seit 1. Juli 2012 in Kraft getretenen neuen Regelungen, die jährlich künftig 50 Millionen an Fördervolumen für Ökostromanlagen vorsehen.

Wer Strom aus einer solchen Anlage erzeugt, bekommt die in das Netz eingespeisten Energiemengen mit Einspeisetarifen vergütet. Gefördert werden Ökostromanlagen aus Energiequellen wie Wind, Sonne, Erdwärme, Wellen- und Gezeitenenergie, Biomasse, Abfall mit hohem biogenen Anteil, Deponiegas, Klärgas, Biogas etc, für Kleinwasserkraftanlagen (bis 10 MW) und mittlere Wasserkraftwerke sind Investitionsförderungen möglich. Für PV-Anlagen bis 5 kW gibt es vom Klimaschutz- und Effizienzfonds (KLI.EN) Investitionsförderungen.

Unabhängig von fossilen Energiequellen

Je nach topographischer Situation stehen verschiedene Energieträger im Fokus - bei der Energie Burgenland ist es die Windkraft: In den 10 Windparks des Unternehmens werden jährlich 500 Millionen kWh erzeugt. Für Investitionen in weitere Windprojekte sind etwa 350 Millionen Euro vorgesehen - damit will man einen Beitrag dazu leisten, dass das Burgenland bis 2013 den gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien erzeugt, wie vom Landtag 2009 beschlossen wurde.

Hauptsächlich auf Wasserkraft setzen hingegen die Energieunternehmen in Vorarlberg, Tirol, Kärnten oder Salzburg: Die Salzburg AG betreibt 28 Wasserkraftwerke, zwei Heizkraftwerke und Biomasse-, Biogas- und Photovoltaik-Anlagen und investierte allein im Jahr 2011 über 40 Millionen Euro in den Bau und die Modernisierung von Wasserkraftwerken. Der weitere Ausbau ist geplant: Denn bis 2050 will das Land Salzburg unabhängig von fossilen Energieträgern werden.
Die oberösterreichische Energie AG, die schon in den 1980er Jahren Strom aus Photovoltaik ins Netz gespeist hat, produziert ihre Energie hauptsächlich aus Wasser- und Wärmekraft (zwei Kohlekraftwerke, ein Gaskraftwerk und ein Biomassekraftwerk), ergänzt durch Photovoltaik-Anlagen und Geothermie (ein bestehendes Projekt in Braunau-Simbach, eines in Ried ist im Entstehen).

Noch nicht atomstromfrei

100-prozentig Ökostrom liefern laut Greenpeace die Alpen Adria Energie und die Ökostrom AG, von den landeseigenen Energiegesellschaften konnte der Großteil den Naturschützern 2012 immerhin glaubhaft nachweisen, keinen Atomstrom zu beziehen - mit Ausnahme des Verbunds und des Kärntner Energieversorgers Kelag: Deren Atomstrom-Anteil soll gemäß der Greenpeace-Erhebung 16 bzw. 23 Prozent ausmachen. Umweltschützer kritisieren den Verbund, von dem immerhin 40 Prozent der in Österreich erzeugten Strommenge kommen, auch für seine zwei Kohlekraftwerke. Laut Stromkennzeichnungsverordnung liefert die Verbund AG 100 Prozent Strom aus Wasserkraft. In einem Positions-Paper auf der Website wird man schon konkreter: "Mehr als vier Fünftel des VERBUND-Stroms stammen aus Wasserkraft." Und: "Windkraft sowie CO2-arme Wärmekraft aus Erdgas ergänzen den klimafreundlichen Erzeugungsmix."

Neben den über 100 Wasserkraftwerken betreibt Verbund, genauer gesagt Verbund Thermal Power GmbH & Co KG, das Kohlekraftwerk Dürnrohr in Niederösterreich und seit 2012 das Gas-Kombikraftwerk Mellach südlich von Graz, das Strom und Wärme für Haushalte und Unternehmen in Graz liefert. Zusätzlich gehören dem Verbund drei Windparks in Österreich (die 29.000 Haushalten Strom liefern), zwei in Bulgarien und Rumänien sowie zwei Photovoltaik-Anlagen in Spanien. Insgesamt betreibt das Energieunternehmen selbst bzw. über Beteiligungen Windparks mit einer Gesamtkapazität von rund 450 MW.

Ökologische Begleitprojekte

Eigenen Angaben nach investiert Verbund jährlich rund 45 Millionen Euro für ökologische Maßnahmen rund um die Wasserkraftwerke wie etwa Fischwanderhilfen, Fischtreppen oder zertifizierte Umweltmanagementsysteme. Neue Anlagen im In- und Ausland sind im Entstehen, alte werden revitalisiert, wie etwa das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug, in dessen Modernisierung und Effizienzsteigerung bis 2020 144 Millionen Euro fließen sollen.

In der Steiermark hat der Verbund in Kooperation mit der Energie Steiermark Ende September das erste einer Reihe von Kraftwerksprojekten an der Mur im Raum Graz eröffnet: Ins Kraftwerk Gössendorf wurden 90 Millionen Euro investiert, davon 15 Millionen Euro für ökologische Maßnahmen. Die weiteren Kraftwerke sind Kalsdorf (geplante Inbetriebnahme 2013), Graz-Puntigam und Gratkorn (geplanter Baubeginn 2013).

Wien Energie erzeugt aktuell 10 Prozent des Stroms und 19,5 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien - mit dem Ziel, den Anteil bis 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen. Dazu investiert man in eine Reihe von Wasser- und Windkraft-Projekten in Österreich und im Ausland: So wird etwa das Wasserkraftwerk Opponitz an der Ybbs um etwa 30 Millionen Euro ökologisch revitalisiert, in Wien Simmering baut man eine Wärmespeicheranlage, die den jährlichen Wärmebedarf von 20.000 Haushalten abdecken soll, und im Oktober wurde der gemeinsam mit der EVN errichtete Windpark Glinzendorf (Kostenpunkt 27 Millionen Euro) eröffnet. Seit 2011 wird in Aspern ein Geothermie-Kraftwerk errichtet, das 40.000 Wohnungen Heizenergie liefern soll - die Investitionskosten belaufen sich auf 45 Millionen Euro.

Weniger CO2

Die OMV setzt zur Energiewende zwar auf keine erneuerbaren, aber dafür weniger klimaschädliche fossile Energieträger: "Als integriertes Öl- und Gasunternehmen sehen wir Erdgas als den Partner der Energiewende. Gas wird damit langfristig stark an Bedeutung gewinnen. Es ist der sauberste fossile Energieträger. Die CO2-Emissionen bei der Nutzung von Erdgas machen nur höchstens ein Drittel dessen aus, was beim Einsatz von Kohle emittiert wird", heißt es auf Anfrage von derstandard.at.

Zusätzlich arbeite man an alternativen Gasquellen und Transportrouten und entwickle neue Treibstoffe: So wurden am Raffineriestandort Schwechat 6,7 Millionen Euro in den Bau einer BioCrack-Anlage investiert, in der aus Holzabfällen oder Stroh Diesel erzeugt wird. 2011 bestand der Energieträger-Mix aus 41 Prozent Erdgas, 34 Prozent Restgas, 15 Prozent Flüssige Brennstoffe, 5 Prozent Strom, Wärme, 4 Prozent FCC Koks, 1 Prozent Rest. (Jutta Kalian, derStandard.at, 9.12.2012)