Neuen Zündstoff gab es am Wochenende im Skandal um die sogenannte Lagarde-Liste. Dabei geht es um die Kontodaten von über 2.000 griechischen Kunden einer Genfer Privatbank. Sie gehörte zu jenen Dokumenten, die ein Mitarbeiter der Bank entwendet hatte. Die Aufzeichnungen sind Griechenland 2010 von den französischen Behörden ausgehändigt worden. Die heutige IWF-Chefin Christine Lagarde war damals französische Finanzministerin.

Zwei Athener Zeitungen berichteten nun am Sonntag, eines der HSBC-Schwarzgeldkonten im Umfang von 550 Millionen Euro laute auf den Namen Margaret Papandreou. Die 89-jährige Mutter des ehemaligen griechischen Premierministers Giorgos Papandreou sei damit Nutznießerin des umfangreichsten Kontos.  Zwei Mitglieder der Finanzaufsichtsbehörde hätten den Namen Papandreou bei einer Befragung durch die Steuerfahndung ins Spiel gebracht, hieß es in der Financial Times. Die Anschuldigung an die Adresse von Margaret Papandreou sei Teil eines Berichts, den die Steuerfahndung vergangene Woche griechischen Politikern vorgelegt hätte.

Giorgos Papandreou ortet Racheakt

Griechische Wochenzeitungen hatten sich auf Nikos Lekkas, Vizechef der Finanzaufsicht berufen. Das fragliche Konto habe auf den Namen einer gewissen Maria Panteli gelautet. Wie Margaret Papandreou mit der betreffenden Person in Zusammenhang stehe, gehe aus Lekkas Angaben nicht hervor.

Papandreous Familie wies jegliche Anschuldigungen heftig von sich. Margaret Papandreou, einst Chefin einer Linksgruppe, bezeichnete die Anschuldigungen als pure Lügen. Ihre Familie würde angegriffen, weil sie sich immer geweigert hätte, bestimmten Interessengruppen zu unterstützen. Ex-Premierminister Giorgos Papandreou sprach von "unbestätigten Gerüchten ohne entsprechende Belege" und von einem "Racheakt."

Die Anschuldigung sorgte für heftigen Wirbel im politischen Establishment Athens. (red, derStandard.at, 3.12.2012)