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Foto: Theater zum Fürchten

Es ist was faul im Staate Russland. Semjon Semjonowitsch, der nichtsnutzige Antiheld aus Nikolai Erdmans Farce "Der Selbstmörder", zieht daraus den logischen Schluss und ist selbst auch leidenschaftlich faul. Zwar sieht er hinter den Anstrengungen seiner familienernährenden Frau Mascha stets Anspielungen auf seine Arbeitslosigkeit, dennoch lässt er sich nachts liebend gerne Leberwurst ans Bett servieren. Als seine Angetraute plötzlich schmollt, beginnt er laut mit der Idee des Freitods zu liebäugeln. Die Folgen sind aberwitzig.

Erdmans Farce, nun auf dem Spielplan des Theaters zum Fürchten in Wien, wurde 1929 am Tag der angesetzten Premiere von der Sowjetführung verboten, der Autor später verbannt. Zur Uraufführung kam es erst 1969, ein Jahr vor dem Tod des Autors.

Intendant, Regisseur und Bühnengestalter Bruno Max zeigt die Geschichte, die sich vom rustikalen Bettgezänk immer weiter hochschaukelt, bis schließlich die ganze russische Gesellschaft vom leichten Mädchen bis zum Popen involviert ist, als Resultat einer aus den Fugen geratenen Welt. In dieser läuft einiges schief, und folglich müssen auch alle schief laufen.

Die alten Mütterchen sind von absurder Gebeugtheit (insbesondere Ingeborg Schwab erfreut als Schwiegermutter), die scheinbar Aufrechten müssen einem schrägen Boden und verzogenen Türen Tribut zollen. Hier prallen Dialog- und Situationskomik aufeinander, während Semjon (Georg Kusztrich) vom Niemand zum gesponserten Märtyrer aufsteigen will, aufgrund seiner Feigheit scheitern muss und schließlich zum kurzzeitigen Kämpfer für die Rechte des Individuums wird.

Die mit spielfreudigem Ensemble dargebrachte Inszenierung ist zwar nicht frei von Längen, setzt aber auch viele gelungene Pointen und überzeugt besonders in jenen Passagen, in denen das herrlich karikierte Volk in seiner ganzen vielfältigen Pracht versammelt auf der Bühne steht. (wall, DER STANDARD, 1./2.12.2012)