Wien - Schwere gegenseitige Vorwürfe prägten am Freitag die Stimmung im Verteidigungsministerium - dem Vernehmen nach warfen Offiziere im Generalsrang mit Fäkalausdrücken um sich und unterstellten einander gegenseitig, hinter einer Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft zu stecken, die die Immobiliengeschäfte des Ministeriums betrifft (derStandard.at berichtete).

Nach außen aber wurde gemauert: In einer Aussendung wurde der Grundvorwurf, dass in Wien Heeresgrundstücke zu billig an die Gemeinde und an SPÖ-nahe Gesellschaften verkauft würden, zurückgewiesen.

Das BZÖ weist allerdings auf Anfragebeantwortungen von Minister Norbert Darabos (SPÖ) hin, die belegen würden, dass Verkäufe von Grundstücken nur halb so viel wie geplant erbracht haben. Laut Auskunft des Ministeriums vom Freitag wurden bis jetzt 131 Liegenschaften um 230 Millionen Euro verkauft - davon fünf in Wien um 20,5 Millionen. Preisminderungen gebe es nur im "öffentlichen Interesse". Die Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft betrifft den Minister selber, seinen Kabinettschef Stefan Kammerhofer und sechs hohe Offiziere - darunter einen Sektionsleiter, der Schwiegervater eines Immobilienentwicklers ist, der dem Bundesheer ein Bürogebäude zur Miete angeboten hat.

Allerdings hat sich der Spitzenoffizier aus diesem Geschäftsfall herausgehalten. Suspendiert wurde bisher niemand. (cs, DER STANDARD, 1.12.2012)