Das ist Unno, er ist ein Profi.

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Im neuen Musical "Natürlich Blond" am Ronacher gibt er für eine Pressekonferenz den tierischen Hauptdarsteller Brutus. Selbst das quietschrosa Top von Hauptdarstellerin Barbara Obermeier bringt in nicht aus der Ruhe.

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Backstage gibt es eine eigene Garderobe und liebevolle Vorbereitung auf das Blitzlichtgewitter von Tierärztin Katja Graf.

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Bühnenluft. Ein ganz besonderer Duft. Er verzaubert, begeistert, bewegt. Auf der Bühne gelten komplett andere Spielregeln als beim Film. Die Bühne lebt - das bedeutet, es gibt keine Wiederholungen. Es zählt der Moment. Was liegt, das pickt. Rien ne vas plus. Nichts geht mehr.

Was hier recht amüsant klingt, ist in Wahrheit ein Hazardspiel. Wir können nichts wiederholen, die kleinsten Fehler werden gnadenlos gesehen. Und das live von einem Riesenpublikum. Die Auswahl der richtigen Tiere erfordert ein enormes Fingerspitzengefühl, noch mehr als bei Film und Fernsehen. Nicht nur, dass sie wesensfest, lernfreudig, gutmütig, gelassen und ruhig sein müssen, sie müssen mit den Schauspielern gemeinsam auf der Bühne agieren. Also auch da muss die Chemie stimmen. 

Keine zweite Chance

Die Reaktionen, auch die unerwarteten, müssen so weit wie möglich absehbar sein. Gefahren müssen im Vorfeld erkannt und beseitigt werden. Alles, was die Tiere während der Vorstellung ablenken, erschrecken oder verängstigen könnte, muss erkannt und entschärft werden. Denn während der Vorstellung gibt es dazu keinerlei Möglichkeit mehr. Sobald der Vorhang hinaufgezogen wird, nimmt das Spiel seinen Lauf.

Es erfüllt mich trotzdem mit besonderer Freude, mit Prickeln und mit Ehrfurcht, die "Bretter" zu betreten. Als nächstes werde ich einen Tag lang den Hund für das neue Musical im Ronacher "Natürlich Blond" betreuen, das ab Februar 2013 gespielt wird. Das Stück basiert auf dem erfolgreichen Film mit Reese Witherspoon und dem Chihuahua "Brutus" aus dem Jahr 2001.

Für die Pressekonferenz zur Ankündigung bringe ich ein Double mit. Die Anforderungen sind - wie immer - nicht die einfachsten. Schließlich soll der Hund eine geraume Zeit mit der Schauspielerin und allen Ensemblemitgliedern auf der Bühne mit Licht, Musik und Fotografen verbringen. Er bleibt die gesamte Zeit auf dem Arm der Hauptdarstellerin, das ist jedoch nicht für alle Hunde selbstverständlich. Der passende Hund muss also nicht nur äußerlich dem Originaldarsteller gleichen, sondern auch die genannten Umstände so gut wie möglich gewöhnt sein. 

Unno lässt sich gerne auf den Arm nehmen

Ich entscheide mit für einen Ausstellungshund, ein gefestigter Hund, der souverän auch neue Situationen mitmacht. Ich werde bei "Chihuahuas von der Reiterhöhe" fündig. Ein ganzer Schwung an interessierten, aufgeweckten Hunden läuft mir fröhlich entgegen, als ich meinen ersten Besuch mache. Der "Star" springt mir regelrecht ins Auge: Er besticht nicht nur durch die Optik. Als würde er mich schon lange kennen, lässt er sich von mir auf den Arm nehmen und eine kleine Proberunde drehen.

Ich mache einige Castingbilder und schicke sie den Verantwortlichen. Auch da ist man zufrieden. Unno wird mit seinem Vater Justin als Begleitung bei der Konferenz dabei sein. Am Tag der Pressekonferenz fahren Besitzerin Erica Reiter und ich früh Morgens mit den beiden frischgebadeten Herren ins Theater. 

Eigene Garderobe für das Tier-Team

Man empfängt uns regelrecht mit einem roten Teppich - sogar eine eigene Garderobe bekommen wir. Langsam merkt man die Spannung, gleich wird es losgehen. Hier wird eine Perücke zurechtgezupft, dort ein Lippenstift nachgezogen. Die Begrüßungen der Presse werden von den Darstellern nicht gesprochen, sondern gesungen. Unno nimmt es gelassen.

Mittlerweile ist Hauptdarstellerin Barbara Obermeier gekommen und trägt den Chihuahua einige "Proberunden". Sie ist sehr besorgt ihn sicher zu tragen und streichelt ihn ohne Unterbrechung. All das ist Unno gewöhnt und kuschelt sich gerne an. Wir reihen uns alle auf einer Seite der Bühne ein und warten auf den Aufruf durch den Intendanten. Er stellt die Schauspieler mit Untermalung durch musikalische Auszüge aus dem Stück einzeln vor.

Schließlich ruft er Barbara Obermeier und mit ihr auch Unno alias "Brutus" auf. Jegliche Sorge war umsonst - die beiden sind ein wunderbares Team. Man könnte meinen, sie würden sich schon seit langem kennen. Unno kann nichts stressen, er macht es sich auf ihrem Arm gemütlich - mitten im Blitzlichtgewitter. Nach der Pressekonferenz wird mir der verschlafene Hund wieder wehmütig zurückgegeben. Unno kommt wieder vor die Kamera, darauf wette ich. Bei der Produktion im Ronacher kommt jedoch die bewährte Originalcrew inklusive Hunden aus England zum Einsatz. (Katja Graf, derStandard.at, 30.11.2012)