Dhaka/Wien - C&A ist nicht der einzige Konzern, für den Textilien in der am Wochenende abgebrannten Fabrik in Bangladesch produziert wurden. Bei dem Brand kamen in der Nacht zum Sonntag mehr als 100 Menschen ums Leben. In den Trümmern der Fabrik wurden auch Textilien der US-Handelskette Wal-Mart gefunden. Ein Lieferant habe "ohne Genehmigung" Arbeiten an die Firma Tazreen Fashion weitergegeben, rechtfertigte sich das Unternehmen. Man habe sich von diesem Lieferanten nun getrennt.

Auch der deutsche Textildiskonter Kik hatte bis August in der Fabrik nähen lassen. Kik-Chef Michael Arretz dazu in der Welt vom Dienstag: "Brandschutz ist ja nicht so kompliziert" - das mache die Vorfälle umso tragischer.

Außerdem wurde in der Ruine Kleidung des Modelabels Enyce gefunden, teilten Arbeitsrechtsaktivisten am Dienstag in Dhaka mit. Dieses ist das Label des US-Rappers Sean Combs alias Puff Daddy und P. Diddy. "Wir sind uns sicher, dass Herr Combs genauso schockiert ist wie wir", sagte dazu Liz Parker von der in Amsterdam ansässigen Clean-Clothes-Kampagne, die für faire Arbeitsbedingungen im Textilsektor kämpft. Combs solle "seinen Einfluss geltend machen, damit Textilfabriken sichere Arbeitsplätze sind".

"Allein in Bangladesch starben in den letzten sechs Jahren mehr als 600 Menschen bei Bränden in Textilfabriken", betont Michaela Königshofer von Clean Clothes Österreich. Von eigenen Besuchen weiß sie: "Viele Fabriken sparen sich alle Brandschutzmaßnahmen, haben keine Notaus gänge, verstellte Türen, vergitterte Fenster." Und der fehlende Brandschutz ist nur einer von vielen Missständen: "Die Entlohnung liegt oft unter der Armutsgrenze von zwei Dollar pro Tag, die Arbeitszeit bei zehn bis vierzehn Stunden; gewerkschaftliche Organisation wird untersagt oder massiv behindert", berichtet Christine Esterbauer von der Clean-Clothes-Kampagne. (APA, frei, DER STANDARD, 27.11.2012)