Wien - Auch die fünfte und offiziell letzte Kollektivvertragsrunde für die 500.000 Beschäftigten im Handel hat am Dienstag zu keiner Einigung zwischen den Sozialpartnern geführt. Die Gewerkschaft will nun ihre Muskeln etwas stärker spielen lassen und kündigte weitere Betriebsversammlungen und Protestmaßnahmen an. Das Wort Streik wurde noch nicht in den Mund genommen.

Einen neuen Verhandlungstermin gibt es bereits: Die nächste Runde findet am fünften Dezember statt. Bis dahin wird der Druck auf die Arbeitgeber verschärft, wobei die Kunden so wenig wie möglich davon mitbekommen sollen. Die in der Vorwoche unterbrochenen Betriebsversammlungen werden wieder aufgenommen und diesmal auch ausgeweitet - etwa auf Betriebe ohne Betriebsrat, so Gewerkschafts-Verhandler Manfred Wolf.

Er ortet bei den Mitarbeitern eine große Entschlossenheit für eine faire Entlohnung einzutreten - und dafür gäbe es auch Verständnis von den Kunden.

Reallohnerhöhung gefordert

Die Arbeitgeber haben heute etwas nachgebessert, der Gewerkschaft war das aber immer noch zu wenig. "Wir haben von unseren Beschäftigten eine deutliche Botschaft. Wir wollen eine kräftige Reallohnerhöhung", sagte Gewerkschafts-Verhandler Manfred Wolf nach Abbruch. "Offenbar war unser Druck noch nicht stark genug", meinte er.

Die Gewerkschaft fordert für Beschäftigte, die bis 2.100 Euro verdienen, ein Gehaltsplus von 3,5 Prozent (zuletzt 3,55 Prozent) - mindestens jedoch 50 Euro. Wer mehr als 2.100 Euro brutto monatlich verdient, soll ab Jänner 2013 3,45 Prozent mehr bekommen. Den Arbeitgebern ist das zu viel. "Wir haben ein Paket auf den Tisch gelegt, das unsere Betriebe in Summe 500 Millionen Euro kostet", so Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller.

Arbeitsgruppen

Das neue Angebot der Arbeitgeber sieht eine Gehaltserhöhung von 3,1 Prozent für Beschäftigte mit einem monatlichen Einkommen bis 1.400 Euro vor. Bis 1.628 Euro soll das Plus 3 Prozent betragen, darüber 2,85 Prozent. Für Lehrlinge stehen 3 Prozent im Raum.

Themen aus dem Rahmenrecht wurden nun gänzlich aus den Kollektivvertragsverhandlungen ausgeschlossen und in eigene Arbeitsgruppen ausgelagert. Damit hat die Gewerkschaft bei einem zentralen Anliegen nachgegeben. Die Arbeitnehmervertreter haben sich vor Beginn des heurigen Verhandlungsreigens für das Erleben der sechsten Urlaubswoche stark gemacht. Derzeit bekommen Beschäftigte die sechste Urlaubswoche nur dann, wenn sie 25 Jahre durchgehend im selben Unternehmen arbeiten. Da die Fluktuation im Handel sehr groß ist, kommt der überwiegende Teil der Handelsmitarbeiter nicht in den Genuss von sechs Wochen Urlaub im Jahr.  (APA, 27.11.2012)