Der alte Begriff Anger bezeichnet ein grasbewachsenes Land oder einen zentralen Ort zwischen Häusern, der von allen genutzt werden kann. Das denkmalgeschützte Haus Angerzell am ursprünglichen Anger in Innsbruck wurde nun renoviert. Freigelegte Fresken datieren den Bau ins 15. Jahrhundert und somit in die zeitliche Nähe zum Goldenen Dachl. Der Ansitz wurde ururgroßväterlicherseits als Mitgift der Kaufmannstochter Hepperger in die Familie Gostner eingebracht. Seit 14 Jahren betreibt Karl Gostner, der kunstaffine Obmann der TVB, im Untergeschoß die kleine, aber feine Galerie A4, in der bisher schon Arbeiten von Johannes Atzinger, Renée Stieger, Martin Gostner, Christian Egger, Iskender Yediler u. v. a. zu sehen waren.

Nun hat die Tiroler Medienkünstlerin Christine S. Prantauer die Installation Angerzell eigens für die Galerie konzipiert. Prantauer, bekannt für ihre großformatigen und meist im öffentlichen Stadtraum angebrachten Fotomontagen, setzt sich konsequent mit der Geschichte des jeweiligen Ortes auseinander. So hat sie für Angerzell ein Leuchtdia mit einer Fotomontage des Ansitzes an der Außenfassade angebracht. Die Montage rückt den Bau weit in einen fiktiven und vor allem begrünten Hintergrund, stand doch der Ansitz einst vor der Stadtmauer und inmitten des Angers. Deshalb ist auch eine Mauer im Vordergrund des Bildes zu sehen, auf der in Street-Art-Manier " Funk" und "People Power" geschrieben steht. Prantauer bringt damit die fiktive Geschichte zurück in die Realität. (koty, DER STANDARD, 27.11.2012)