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Kathrin Zettel (26), Slalomsiegerin von Aspen.

Foto: Reuters/Wilking

Aspen/Wien - Am 25. November 2006 gewann Kathrin Zettel ihr erstes Weltcup-Rennen, einen Riesenslalom in Aspen. Und am 25. November 2012 gewann sie ihr neuntes, einen Slalom in Aspen.

In den sechs Jahren dazwischen ist auch sonst allerhand passiert im Leben der 26-jährigen Niederösterreicherin. Nicht nur Erquickliches wie der WM-Titel in der Super-Kombination 2009 in Val d'Isère oder die WM-Silberne im Slalom 2011 in Garmisch-Partenkirchen, sondern vor allem Schmerzhaftes.

Im März 2007 brach sie sich bei einem schweren Sturz in der Kombiabfahrt in Tarvis den Schienbeinkopf im linken Knie und das Nasenbein. Die Knieverletzung sollte sie noch jahrelang quälen. Die Rehabilitationszeit nützte die gelernte Köchin zunächst auch dazu, die Jagdprüfung abzulegen. Zettel wuchs auf einem Bauernhof etwas außerhalb von Göstling am Hochkar auf, und die Eltern haben ein Jagdrevier. Und im Sommer genießt sie es, vor dem Sonnenaufgang auf den Hochstand zu klettern und der Natur beim Aufwachen zuzuschauen.

Abgesehen davon glückte das Comeback auf der Rennpiste im Oktober 2007 mit einem dritten Platz beim Riesenslalom in Sölden. Doch die Schmerzen im Knie kamen immer wieder. Die permanente Qual führte dazu, dass Zettel eine Schutzhaltung einnahm, die gleich eine doppelte Wirkung hatte. Im Endeffekt tat nicht nur das Knie weh, sondern auch die Hüfte. Sie musste das Training immer wieder unterbrechen und Phasen der Therapie einlegen. Seit zwei Jahren arbeitet sie mit Heinrich Bergmüller zusammen, dem ehemaligen Trainer von Hermann Maier, und was die Psyche betrifft, holt sie sich Rat von Mentalbetreuer Valentin Hobel, der sich beispielsweise auch um den österreichischen HSV-Legionär Paul Scharner kümmert.

Heuer im Mai wurde ein offenbar schon länger existierender Knorpelschaden im Zettels linkem Knie operativ behoben. Und heuer hatte sie einen echt guten Sommer samt Trainingslager in Neuseeland, das sie ein Jahr zuvor wegen der Schmerzen noch auslassen hatte müssen.

"Dieser Tag beendet eine sehr schwarze und harte Phase meiner Karriere", sagte Zettel im Oktober in Sölden, nachdem sie im Riesenslalom hinter der Slowenin Tina Maze Zweite geworden war. Schließlich hatte es einige Momente gegeben, in denen sie aufhören wollte mit dem Rennsport, der ihr schon so viele Schmerzen beschert hatte. Und: "Jetzt bin ich irrsinnig stolz, dass ich nicht aufgegeben habe. Zu achtzig Prozent bin ich bereits wieder die alte Kathrin."

Es ging weiter bergauf. In Aspen, Colorado, ließ Zettel dem zweiten Platz im Riesenslalom den Sieg im Slalom folgen, ihren ersten seit Jänner 2010. Sie verwies Slalom-Weltmeisterin Marlies Schild, in deren Schatten sie im Vorjahr WM-Silber gewonnen hatte, auf den zweiten Platz, es handelte sich um ihren insgesamt achten Podestplatz auf dem steilen Hang in Aspen. "Ich bin überwältigt, das ist einfach toll. Die konzentrierte Vorbereitung war zu hundert Prozent richtig", sagte sie, die in Aspen 48.000 Euro Preisgeld lukrierte. Im Gesamtweltcup ist Zettel mit 260 Punkten erste Verfolgerin der Führenden Maze (310).

Zettel und die anderen Technikspezialistinnen flogen zurück nach Europa. Der Weltcup-Zirkus bleibt noch in Amerika. Die Damen fahren am nächsten Wochenende in Lake Louise, Kanada, zwei Abfahrten und einen Super-G. Und die Herren in Beaver Creek, USA, eine Abfahrt, einen Super-G und einen Riesenslalom. (Benno Zelsacher - DER STANDARD, 27.11. 2012)