Perchtoldsdorf - EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos kritisiert das Aus für die anvisierte Deckelung der Agrardirektzahlungen. Nach aktuellem Stand wird es keine Höchstbeiträge geben, sagte Ciolos bei einer Tagung anlässlich "50 Jahre Gemeinsame Agrarpolitik" in Niederösterreich. Damit sind die vielfach kritisierten Millionenförderungen an Großbetriebe weiterhin möglich. Es sei schade, dass für einige tausend Bauern in Europa Millionen in Misskredit gebracht werden, meinte Ciolos.

Große Agrarländer wie Deutschland hatten eine Obergrenze vehement abgelehnt. Die Kappung der Direktzahlungen ab 300.000 Euro war eines der Herzstücke der Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik ab 2014, für das sich auch Österreich erwärmen konnte.

Die Deckelung könnte dennoch fakultativ - jedes Land entscheidet individuell über die Einführung - noch kommen. Ciolos wollte europaweit verpflichtend Direktzahlungen ab 150.000 Euro stufenweise begrenzen.

Die Plattform "Wir haben es satt", der neben der globalisierungskritischen Gruppe Attac eine Reihe von Bündnissen wie Slow Food oder Unabhängiger Bauernverband angehören, überreichte Ciolos und Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (VP) einen Protestbrief. Weder auf nationaler noch auf EU-Ebene seien Zivilgesellschaften in die Diskussion um die EU-Agrarreform eingebunden. (APA, ruz, DER STANDARD, 27.11.2012)