Seit Samstagabend harren 70 Asylwerber vor der Wiener Votivkirche in einem Protestlager aus. Die Mehrheit von ihnen marschierte zu Fuß aus dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen in Niederösterreich. Mit dieser Aktion fordern die Protestierenden mehr Rechte und vor allem jemanden, der ihnen zuhört.

Noch immer leben rund 70 Asylwerber im "Refugee Camp" vor der Wiener Votivkirche. Und das, obwohl es ihnen nicht leicht gemacht wird, so eine junge Aktivistin. So habe es am Sonntag zwei große Zählungen im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen gegeben - mit Anwesenheitspflicht.

Foto: derStandard.at/blei

Deshalb mussten viele Asylwerber nach Niederösterreich zurückkehren. Es wären aber andere Asylwerber und UnterstützerInnen in das Lager im Sigmund-Freud-Park gekommen, berichtet die Aktivistin.

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Die Pressekonferenz fand in einem Zelt, das als Aufenthaltsraum dient, statt. Mehrere Menschen drängten sich um die beiden vorhandenen Heizpilze. In der Nacht schliefen sie in ihren Zelten bei wenigen Grad über Null.

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Die Asylwerber wiederholen vor den Medien ihre Forderungen nach neuen Dolmetschern in Traiskirchen. Die aktuellen ÜbersetzerInnen würden unter anderem Farsi nicht gut beherrschen und immer wieder Fehler machen. Außerdem wollen sie Recht auf Arbeit, Sprachunterricht, bessere Gesundheitsversorgung und eine raschere Verfahrensabwicklung.

Aktualisierung um 14:03 Uhr: Das Innenministerium weist laut APA die Vorwürfe zurück. Die Unterbringung sei menschenwürdig und die Leistungen der Dolmetscher in Ordnung. Entsprechende Kritik an den Übersetzern sei jüngst sogar von der Hilfsorganisation "Asyl-in-Not" relativiert worden, betont man im Innenministerium.

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Bei der Konferenz werden keine Nationalitäten genannt. Man bezeichnet sich gegenseitig als "Bruder" oder "Schwester Flüchtling". Immer wieder werden die Reden am Podium durch lauten Beifall und die Rufe "We demand our rights! We want our rights!" unterbrochen.

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Die protestierenden Asylwerber wollen gehört werden und laden deshalb explizit Bundeskanzler Werner Faymann, Bundespräsident Heinz Fischer und die Präsidentin des Nationalrats, Barbara Prammer, ins Camp ein.

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Sollte ihnen niemand Gehör schenken, können sich die VertreterInnen der Asylwerber auch einen Hungerstreik vorstellen. Im Moment habe man aber viele Pläne. So soll es am Dienstag und Samstag um jeweils 14:00 Uhr zu weiteren Protestmärschen kommen. Dabei wollen die Protestierenden vor der Votivkirche starten und in die Innenstadt ziehen.

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"Wir sind nicht hier, um Party zu machen. Wir leiden und wollen auf unsere Situation aufmerksam machen", sagt ein afrikanischer Asylwerber. Aber er will vor allem den Österreicherinnen und Österreichern danken, die sich für das Schicksal der Asylwerber interessieren, Sachspenden abgeben oder sogar die Nacht mit ihnen im Camp schlafen.

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Kleiderspenden wurden laut den anwesenden Aktivisten zurzeit reichlich abgegeben. Nun würden vor allem Lampen, Besteck und Teller benötigt werden.

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Der Protest wird auch von prominenten Persönlichkeiten unterstützt. So besuchten Ute Bock und Josef Hader das Lager am Montagmittag und sprachen mit den Asylwerbern über ihre Sorgen.

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Das Zeltlager soll noch bis Ende der Woche vor der Votivkirche stehen. Spekulationen rund um eine Räumung des Areals durch die Stadt Wien wies ein Sprecher von Stadträtin Sandra Frauenberger zurück. Er wisse nichts von Verhandlungen zwischen den Aktivisten und der Stadt Wien über eine Standortverlegung des Camps. (bbl, derStandard.at, 26.11.2012)

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