Wien - Die Bundesparteien von SPÖ und Grünen wollen aus dem Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl keinen Trend für kommende Wahlen, sei es auf Landes- oder Bundesebene, ableiten. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günter Kräuter sprach von einem "lokalen Ereignis", kritisierte aber gleichzeitig die Grazer Spitzenkandidatin Martina Schröck. Die Grünen sehen vor allem die Aufkündigung der Koalition durch die ÖVP als Grund für das schlechte Abschneiden der Stadt-Partei. Die Bundes-ÖVP gratulierte der Stadtpartei und Bürgermeister Siegfried Nagl dazu, klar stärkste Partei geblieben zu sein. FPÖ und Piraten hingegen wollen auf dem Ergebnis aufbauen.

Kräuter erklärte am Abend, es habe zunächst nach einem "Solo für Bürgermeister Siegfried Nagl" ausgesehen - "ist aber doch eine Schlappe geworden". Graz werde nun "nicht schwarz, sondern bunt werden", sagte er angesichts des vorläufigen Ergebnisses, das als einzige Zweierkoalition eine zwischen ÖVP und KPÖ zulässt. Er rechne damit, dass es nun entweder zu einem "freien Spiel der Kräfte" komme, oder dass sich mehrere Parteien zusammentun werden müssen.

Zu seiner eigenen Partei merkte Kräuter an, dass die Erwartungen ja "nicht besonders hoch" gewesen seien. Einen Trend abzuleiten aus einer Stadt, "wo die KPÖ 20 Prozent macht, das wäre absurd", meinte er. Dennoch sieht der Bundesgeschäftsführer auch Fehler bei der Grazer SPÖ: "Ich denke, es war nicht besonders geschickt von der eigenen Spitzenkandidatin, dass sie die eigene Partei ein wenig ins Visier genommen hat statt den politischen Gegner." Schröck hatte während des Wahlkampfs auch die Bundes-SPÖ kritisiert. Damit habe sie "schon ein paar Stammwähler der SPÖ verunsichert", meinte Kräuter.

Bundes-ÖVP zufrieden

Trotz der Verluste für die Stadt-Schwarzen zeigte sich die Bundes-ÖVP zufrieden. "Die ÖVP bleibt in Graz klare Nummer Eins und stärkste bürgerliche Kraft", gratuliert Generalsekretär Hannes Rauch Bürgermeister Nagl.

Die Grünen geben vor allem der Aufkündigung der Koalition durch die ÖVP im Sommer die Schuld an den Verlusten der Stadt-Partei: Die ÖVP sei für den Bruch der Koalition "abgestraft" worden und hätten "die Grazer Grünen leider mit runtergezogen", meinte Wallner. Für ihn hat die Partei von Lisa Rücker in den letzten Jahren eine "sehr prononcierte und klare grüne zukunftsorientierte Verkehrspolitik" betrieben - "da eckt man natürlich auch an". Dies sei eben "nicht nur Wohlfühlpolitik", sieht er auch andere Gründe für das Minus.

Das Ergebnis lasse sich aber "auf andere Bundesländer und den Bund nur schwer umlegen". Denn derart große Verschiebungen von SPÖ, ÖVP und Grünen in Richtung Kommunisten, "das ist etwas, was es bundesweit sonst nicht so gibt", meinte Wallner. Ob sich die Grazer Grünen nun in einer allfälligen Dreier-Koalition beteiligen sollen, müssten diese selbst entscheiden, sagte er.

Kickl: "Hervorragendes Wahlergebnis"

Erfreut hingegen zeigte sich die FPÖ-Spitze. Parteichef Heinz-Christian Strache sprach von einem "hervorragenden ersten Schritt in das Super-Wahljahr 2013". Die FPÖ befinde sich in einem Trend nach oben, das habe Graz eindrucksvoll bestätigt. Auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl freute sich über ein "hervorragendes Wahlergebnis" für Spitzenkandidat Mario Eustacchio.

Einen "Trend für ganz Österreich" lesen auch die Bundes-Piraten aus dem Ergebnis ab: "Wir wollen dieses Ergebnis nutzen und auch bei den kommenden Landtagswahlen und der Nationalratswahl nächstes Jahr darauf aufbauen", erklärte Lukas Daniel Klausner, Mitglied im Bundesvorstand der Piraten, via Aussendung. (APA, 25.11.2012)