Jörg Pilawa prüft in  "Der neue deutsche Bildungstest".

Foto: zdf

Jörg Pilawa schubst Goethe und Sokrates zu Boden. Dieser Albtraum jedes Kulturpessimisten wurde am Samstag auf ZDF wahr - selbst wenn die großen Denker nur aus Pappe waren.

Ihre Zeit sei vorbei, verkündete Pilawa in "Der neue deutsche Bildungstest". In einer Umfrage habe das ZDF herausgefunden: Die Deutschen wollen nichts mehr wissen von Literatur oder bildender Kunst. Das Mittelalter - es sei denn, es läuft Die Wanderhure - interessiere die Leute wenig. Bildung müsse heute alltagstauglich sein.

Also wurde deutsches Wissen von Ex-Moderator Ulrich Wickert, Schauspielerin Natalia Wörner, Fernsehkoch Tim Mälzer, Komiker Wigald Boning und vom Publikum mit 50 entsprechenden Fragen abgefragt, zum Vergleich gab es die Umfrageergebnisse. Zu denken gab da, dass viele Deutsche keine Ahnung haben, wie Gerste oder das Symbol für trocknergeeignete Wäsche aussieht. Warum man aber unbedingt wissen muss, wie groß der optimale Sitzabstand zu einem Full-HD-Gerät ist oder ob man nach Knigge Spaghetti mit Gabel und Löffel essen darf (man darf nicht), blieb schleierhaft.

Ein leitendender Brockhaus-Redakteur erklärte, die Leute wollten sich mit derlei Wissen in einer Welt orientieren, die immer undurchschaubarer wird. Teil dieser Welt scheint der ZDF-Bildungstest selbst zu sein.

Obwohl Wigald Boning, einst immerhin Teil des Musik-Duos "Die Doofen", auffällig viele Fragen richtig beantwortet hatte, stand am Ende Tim Mälzer als Sieger fest. Dabei war der während der Sendung eher durch Renitenz und Desinteresse ("Wen interessiert's?") aufgefallen. Und er konnte seinen Sieg selbst am wenigsten verstehen: "Warum?" (Andrea Heinz, DER STANDARD, 26.11.2012)