Aus Saudi-Arabien erreicht uns die Kunde eines Mannes, der soeben seine vierte Frau in den Hafen der Ehe gelenkt hat. Auf den ersten Blick erscheint das nicht weiter bemerkenswert: Neben Erdöl wird dort bekanntlich vor allem der Fundamentalismus gefördert, Vielweiberei ist nur eine von zahllosen Seltsamkeiten des Wüsten-Königreichs.

Was aber richtig stutzig macht und die Geschichte ins Skurrile überhöht, ist die Verbindung der vier Gemahlinnen untereinander: Sie sind allesamt an einer einzigen Schule tätig, und zwar quer durch die Hierarchie als Direktorin, Lehrerin, Schülerin. Damit nicht genug - Ehefrau Nr. 4 ist als Inspektorin für die Kontrolle ebendieser Schule verantwortlich. Der Mann soll trotz dieser seltsamen Konzentration kein Naheverhältnis zur Schule haben: Die Saudi-Zeitung Okaz berichtet, dass sich sein Haus lediglich "in der Nähe" befinde.

Unsereins freilich fallen jenseits gesellschaftlicher oder gar moralischer Implikationen viele Fragen ein, die in so einer Ménage à cinq unweigerlich zum Thema werden: Wer hilft der Ehefrau "Schülerin" bei den Hausaufgaben? Wer geht zum Sprechtag? Wie sieht die Bewertung der Schule aus, falls etwa Ehefrau "Inspektorin" sich in der Gunst des Herren und Paschas von Ehefrau "Direktorin" übervorteilt fühlt? Und überhaupt: Was treibt diesen Mann, sich seinen Harem justament als Erziehungsanstalt nachbilden zu wollen? (Severin Corti, DER STANDARD, 26.11.2012)