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Bernard Madoff hat tausende Anleger mit einem Schneeballsystem um ihr Vermögen gebracht.

Foto: Reuters/Brendan McDermid

Wien - Rund um den Milliarden-Betrugsfall Bernhard Madoff finden laut einem Zeitungsbericht derzeit Ermittlungen in Österreich statt. Vor wenigen Tagen haben Rechtsvertreter von Madoffs Insolvenzverwalter Irving Picard beim Wiener Staatsanwalt Michael Radasztics vorgesprochen, schreibt der "Kurier"unter Berufung auf österreichische Justizkreise.

Picard lässt im Madoff-Fall Primeo Fund gegen die Bank Austria und ehemalige Bank-Mitarbeiter ermitteln, im Fall Herald Fund gegen die Bank Medici und ihre frühere Chefin Sonja Kohn. Die Vorwürfe werden bestritten. Die Staatsanwaltschaft Wien wolle diese heikle Besprechung nicht kommentieren, so die Zeitung.

Versuch, Vermögem zu identifizieren

David J. Sheehan, Chefsyndikus von Picards-Team, habe indessen vor wenigen Tagen bestätigt, dass er mit seiner Truppe "aktiv an verschiedenen strafrechtlichen Ermittlungsverfahren in Österreich beteiligt" ist. Sie würden versuchen, Vermögen zu identifizieren und nachzuverfolgen, das angeblich über die Bank Medici, die Bank Austria und deren Fonds in Madoffs Finanzkarussell geflossen ist. Alleine im Jahr 2005 sollen fünf Milliarden Dollar über Bank Medici und Bank Austria und die Fonds bei Madoff gelandet sein.

Mit einer Milliarden-Dollar-Klage gegen die Bank Austria und ihre Mutter UniCredit ist Picard bis jetzt nicht durchgedrungen. Ein US-Gericht habe in der ersten Klage über 19,6 Milliarden Dollar den detaillierten kausalen Zusammenhang vermisst.

Doch das Verfahren sei noch nicht aus der Welt geschafft. Picard habe eine zweite verbesserte Klage eingebracht. Die Bank Austria sehe sich selbst als "Madoff-Opfer". Dabei sei die Bank laut Aktenlage Initiatorin der Primeo Fonds und deren Investmentberaters BAWFM und habe deren Vorstände "mit leitenden Angestellten beschickt". Laut Staatsanwalt war sie bei Primeo und Herald Fund Repräsentant, Prospektkontrollor und Zahlstelle.

Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft Wien bestätigt dem "Kurier", dass bis zum Jahresende das Gutachten des Sachverständigen Erich Pitak vorliegen soll. Im Gutachtensauftrag heißt es: "Es besteht der Verdacht, dass die Bank Austria als Prospektkontrollor die Bestimmungen des Investmentfondsgesetz verletzt hat."

Auch soll die Bank "durch die Verrechnung von Gebühren gegenüber den Anlegern ein tatsächlich nicht im erforderlichen Ausmaß ausgeübte Kontrolltätigkeit vorgetäuscht und trotz Vorliegens von 'Red Flags' ihre Kontrollpflicht vernachlässigt haben". Dadurch sollen die Anleger geschädigt worden sein. Pitak soll zugleich prüfen, ob in den Primeo-Prospekten "über erhebliche Umstände unrichtige vorteilhafte Angaben gemacht oder nachteilige Tatsachen verschwiegen wurden".

"Laufende Verfahren kommentieren wir grundsätzlich nicht", teilte die Bank Austria der Zeitung mit. Im gegenständlichen Fall weise sie die erhobenen Vorwürfe als unbegründet zurück. (APA, 25.11.2012)