Belgrad/Pristina/Den Haag - Über den wegen Kriegsverbrechen angeklagte frühere kosovarische Verkehrsminister und derzeitige Parlamentsabgeordnete Fatmir Limaj und drei am Samstag festgenommene Mitangeklagte wurde eine 30-tägigen Untersuchungshaft verhängt. Der Anwalt Limajs bezeichnete die Entscheidung des Gerichtes gegenüber Medien in Prishtina (Pristina) am Sonntag als "skandalös" und "politisch motiviert".

Limaj und weiteren Angeklagten werden Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten während des Kosovo-Krieges (1998-99) angelastet. Diese sollen im Gefängnis der "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) in der Ortschaft Kleqka (Klecka) südlich von Prishtina begangen worden sein. In einem ersten Verfahren waren Limaj und die Mitangeklagten im Mai aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Durch einen Beschluss des Obersten Gerichtes über die Neuaufnahme des Verfahrens vom Dienstag sollen in dem neuen Prozess auch die Aussagen eines mittlerweile verstorben Kronzeugen berücksichtigt werden. Der geschützte Zeuge Agim Zogaj, "Zeuge X", auf dessen Aussagen die Anklage beruht, beging im September 2011 in Deutschland Selbstmord. Er hinterließ allerdings eine schriftliche Aussage.

Limaj hatte sich am Samstagabend selbst gestellt, nachdem zuvor in einer EULEX-Polizeiaktion drei mitangeklagte Personen festgenommen worden waren. Der nun 42-jährige ehemalige UCK-Befehlshaber hatte sich wegen Kriegsverbrechen auch vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen in Den Haag zu verteidigen. Er war 2007 rechtskräftig freigesprochen worden. Die Geschehnisse in Kleqka wurden in der Tribunalsanklage allerdings nicht behandelt. (APA, 25.11.2012)