Freudeamfahrenspender. So lässt sich BMWs 3er-Reihe charakterisieren. Im Test: 320d xDrive, also "kleiner" Diesel mit Allrad - und 330d Touring, also Kombi mit "großem" Diesel

3er und Allrad. DER STANDARD kam sogleich in den Genuss, die Vorteile des Systems auszuloten. Da waschelte es auf der Autobahn zwischen Bologna und Padua, fast rauf bis Venedig, als trainiere wer für eine zweite Sintflut. Als dann noch schemenhaft ein Gondoliere neben uns auftauchte, ward uns dann doch etwas mulmig zumute.

Foto: bmw

Jedenfalls, mit Standard-, also Heckantrieb, beim 3er über Jahrzehnte lieb gewonnen, hätten wir eine Fahrtpause eingelegt. So: nicht. Unbeeindruckt zog der Rote seine Spur. Und tat dies auch noch, als aus dem Wascheln in Österreich Schneetreiben geworden war. Bekanntlich hatte das Wetter die Umstellung auf Winterzeit Ende Oktober diesmal extrem wörtlich genommen. Doch auch dabei fühlten wir uns dank 4x4-Schutzengel auf allen Wegen gut behütet.

Foto: der standard/fischer

320d xDrive also. Die 184-PS-Maschine findet in der weltbesten Automatik, der 8-gängigen von ZF, einen kongenialen Partner. Und kommt auf der Verbrauchsseite dann ein Wert von 6,1 l/100 km raus, dann ist das eine echte Ansage.

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Mann, was haben wir diesen Wagen gefordert auf 3000 km Testfahrten, was bietet der an Fahrgenuss, und dann dieses Ergebnis. Man kann immer wieder nur staunen, wie BMW das hinkriegt, diese Kombineige aus Leistung und Knausrigkeit.

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Wo wir beim dynamischen Aspekt sind: Auch Lenkung, Sitze, Fahrwerk folgen diesem Credo. Dabei wurde aber auch der Langstreckenkomfort gegenüber dem Vorgänger noch einmal gesteigert. Innen drin bleibt der 3er zwar etwas knapp geschnitten, so wie die Gegner von Mercedes (C-Klasse) und Audi (A4) auch, von Beengtheit aber keine Rede.

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Aus Fahrerseite erfreulich ist die sanfte Zuneigung, die einem die Mittelkonsole entgegenbringt, ergonomisch tadellos gelöst - und außerdem in altehrwürdiger 3er-Tradition.

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Müssten wir ein Detail erwähnen, dann vielleicht dies: Automatisches Fernlicht. Na und? Haben doch etliche Autos heute. Ja schon, aber! Hier geht das System ausgesprochen intelligent zu Werke. Wird zu finstrer Stunde vor einem ein Fahrzeug erkannt, blendet das Licht automatisch ab, der rechte Fahrbandrand bleibt aber voll ausgeleuchtet. Kommt kein Auto entgegen, passiert das auch links.

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Das wirkt zunächst gewöhnungsbedürftig, man glaubt stets, irgendwen doch zu blenden, das ist aber nicht der Fall. Super System also, ein echtes Sicherheitsplus. Da muss man kein sündteures Nachtsichtgerät ordern.

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Ja, und dann stiegen wir um. Von 320d xDrive Limo auf 330d Touring, Hinterradantrieb also. In Königstigerblau, BMW nennt das Estorilblau, was sich rein koloristisch wohl eher auf's Meer dort denn auf die Rennstrecke bezieht. Wobei, den Blues kriegt man bei diesem Auto nur beim Preis, und auf die Rennstrecke passt es auch fast: Was für ein Fahrwerk, was für ein Motor, was für eine Dynamik.

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Dramatischster Unterschied also: Fahrwerk. Knochentrocken. Der Blick in die Ausstattungsliste bestätigt: M Sportpaket. Zeigt sich schon beim Lenkrad, ach du fetter Kranz, und vor allem, wie gesagt, bei der Dämpferabstimmung.

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Nach der ersten Fahrt waren wir zwar geneigt, zu notieren: Viel zu hart, die spinnen, die Bayern, wer lose Plomben oder marode Bandscheiben hat: Hände weg vom Sportfahrwerk. Doch wie so oft empfiehlt sich nachhaltigeres Testen, Eindrücke setzen lassen, und siehe da: An die Straffheit gewöhnt man sich rasch, auch auf längeren Strecken herrscht ausreichend Komfort, und für's Kurvenreich ist der solcherart ausgestattete 3er einfach ein einziger: jawollja, Genuss.

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Wie das alles zusammenpasst: Fahrwerk, direkte Lenkung, überragende 8-Gang-Automatik, dazu das Head-up-Display, um den Blick stramm auf der Straße zu belassen, und dann noch dieser Motor: Gerne bezeugen wir Respekt, gerne lüften wir den Filzhut vor BMWs genialen Technikern.

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Wobei, ad Triebwerk, das Genialische in Oberösterreich sitzt - ersonnen wurde und gebaut wird dieser Reihen-6-Zylinder (ebenso wie der 4-Zylinder im 320d) in Steyr. 3,0 Liter Hubraum, 258 PS, 560 Nm, eine Macht, eine Pracht. Säuft deshalb wie Loch? Eben nicht! 6,8 l/100 km kam im Endeffekt raus, da kennen wir Zweiliterdiesel mit rund 150 PS, die zwei Liter mehr brauchen - bei unvergleichlich weniger Potenz. Das Sparen ist des Bayern Lust.

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Gut. Ist es also an der Zeit, dem 3er zu bescheinigen: Bester aller Zeiten, in allen Belangen. Karosserieform Kombi: heißt bei BMW Touring, heißt ästhetisch: noch fescher als die stilistisch ohnehin schon gelungene Limousine, heißt nutzwertorientiert: praktischster 3er. Mit 495 bis 1500 Liter ist der Kofferraum zwar zu klein für Höhlenmenschen, für alle anderen aber völlig ausreichend.

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Schrieb der STANDARD-Tester und machte sich auf nach Estoril. Weil: Sonne! Meer! Rennstrecke! Und wehe, mich weckt jetzt wer aus dem Redaktionsschlaf auf... (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 23.11.2012)

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