Paris - In Frankreichs größter Oppositionspartei UMP geht der Machtkampf um die Nachfolge von Nicolas Sarkozy vor eine parteiinterne Berufungsinstanz. Der in einer umstrittenen Urabstimmung gewählte Parteichef Jean-François Copé kündigte am Donnerstag in Paris an, die Parteikommission mit einer Überprüfung der Abstimmung zu beauftragen.

Auf dieser Ebene soll nach Vorstellung Copés eine Entscheidung getroffen werden, ob die verkündeten Ergebnisse modifiziert werden müssen. Der Parteichef lud die im Clinch liegenden Lager ein, jeweils Vertreter in die Kommission zu schicken.

Knappe Niederlage

Der frühere Premierminister François Fillon hatte die von Manipulationsvorwürfen überschattete Wahl nur knapp mit 49,97 zu 50,03 Prozent gegen Copé verloren. Wahlkontrolleure bezifferten den Vorsprung auf 98 der knapp 175 000 gültigen Stimmen. Allerdings läge Fillon vorn, wenn bei der Auszählung vergessene Ergebnisse aus drei Überseewahlkreisen nachträglich hinzu addiert würden.

Fillon hat bereits gedroht, ein öffentliches Gericht anzurufen, wenn Copé die Leitung der Partei nicht an eine Übergangsführung unter dem früheren Außenminister Alain Juppé abgibt.

Als möglicher lachender Dritter kommt ein weitere Name ins Spiel: Xavier Bertrand. Der frühere Arbeitsminister und ehemalige UMP-Generalsekretär traf am Donnerstag in Paris mit Fillon zusammen.

Die Personalie an der UMP-Spitze gilt auch als mögliche Vorentscheidung für die Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2017. Für die bürgerlich-rechte Opposition geht es um die Nachfolge von Sarkozy, der bis zu seiner Niederlage bei der Präsidentenwahl im Mai als unumstrittene Führungsfigur der Partei wirkte.

Unklar ist bisher, welche Auswirkungen der Streit auf den für diesen Sonntag in Paris geplanten UMP-Parteitag haben wird. Dort sollte eigentlich der programmatische Aufbruch beschlossen werden. (APA, 22.11.2012)