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So fröhlich wie dieser Anhängerin der Baseballmannschaft Texas Rangers ist den meisten Befürwortern einer Abspaltung des Bundesstaates von den USA nicht zumute.

Foto: Reuters/Segar

Von Texas ausgehend haben sich inzwischen in allen 50 Bundesstaaten Abspaltungsbewegungen formiert.

 

Nichts wie weg hier - das war nach der Wiederwahl von Präsident Barack Obama der innerste Reflex vieler amerikanischer Konservativer. Einige zornige Patrioten nehmen diese Devise nun wörtlich. "We the people" (Wir, das Volk) heißt in Anspielung auf die amerikanische Verfassung die Internetseite, auf der Obama seinem Volk einen Platz für Bürgerbegehren eingeräumt hat.

Rund 117.000 Texaner haben ihn beim Wort genommen - und fordern die Abspaltung ihres Bundesstaates von den USA. Dieser war schon einmal, von 1836 bis 1846, eine unabhängige Republik. Zehntausende Bürger, vor allem aus anderen Südstaaten, haben sich mit eigenen Petitionen angeschlossen. Auch sie verlangen 150 Jahre nach dem amerikanischen Sezessionskrieg dasselbe wie einst die Konföderierten.

Inzwischen haben Abspaltungsgelüste alle 50 Bundesstaaten erfasst. Allerdings scheint im Falle Kaliforniens und Vermonts, wo bisher jeweils nur etwas mehr als 2500 Signaturen zusammengekommen sind, der Drang zur Unabhängigkeit gedämpft zu sein.

So manchem, der über das Thema diskutiert, ist es damit bitter ernst. Das der rechtspopulistischen Tea-Party-Bewegung nahestehende Patriot Action Network hat beispielsweise einen Brief des US-Verfassungsautors Thomas Jefferson ausgegraben, wo dieser für das Recht auf Sezession eintritt, falls die Alternative "die Unterwerfung unter eine unbegrenzte Regierungsgewalt" sei.

Obamas "Geheimplan"

Genau das ist angeblich der heimliche Plan von Barack Obama. Doch für die meisten, die sich per Mausklick solidarisieren, ist es nur ein einfacher Weg, nach der republikanischen Wahlniederlage etwas Dampf abzulassen. Selbst der texanische Gouverneur Rick Perry, der 2009 den Rest des Landes mit der juristisch durchaus korrekten Bemerkung schockierte, dass Texas als einziger US-Bundesstaat ein Recht auf Austritt aus den USA habe, riet den zornigen Freiheitskämpfern dazu, sich doch etwas zu entspannen. "Ich glaube an die Großartigkeit unserer Union", sagte er.

Inzwischen haben Bürger aus weniger konservativen Gegenden auch Gegenpetitionen formuliert. So sollen die Städte El Paso in Texas oder Atlanta in Georgia in jedem Fall bei den USA bleiben. Und noch etwas dürfte die Begeisterung dämpfen: Alle Bundesstaaten, in denen die Anträge zur Abspaltung bisher genügend Unterschriften gesammelt haben, um Obama zu einer Antwort zu verpflichten, gehören zu den größten Empfängern von Geld aus der Bundeskasse.

Das Weiße Haus hat eine Antwort versprochen. Und die dürfte diplomatisches Geschick verlangen, wenn es nicht doch noch zum Aufstand kommen soll. (Andreas Geldner aus Washington /DER STANDARD, 23.11.2012)