Die Gegengeschäfte von Magna sind ausführlich dokumentiert.

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Wien - Eine der großen Konzerne, die immer wieder im Zusammenhang mit den milliardenschweren EADS-Eurofighter-Gegengeschäften genannt werden - der Autozulieferer Magna - gerät zunehmend in Erklärungsnotstand. Und mit ihm Magna-Gründer und Neo-Politiker Frank Stronach.

Magna-International-Europe-Sprecherin Lea Treese sagte am Donnerstag im STANDARD-Gespräch, der Konzern wolle Details der Gegengeschäfte nicht kommentieren, "wir haben aber nie geleugnet, dass es Gegengeschäfte gegeben hat".

Dem entgegen hatte Stronach schon 2007 im Eurofighter-Untersuchungsausschuss unter Wahrheitspflicht erklärt: "Magna hatte nicht im Leisesten, nicht im Geringsten von den Eurofightern profitiert." Nun versichert Stronach dem STANDARD abermals: "Ich möchte noch einmal betonen, dass wir von EADS keine Aufträge bekommen haben. Zu EADS hatte ich nie eine Beziehung." Er unterstütze eine völlige Aufklärung.

Diese können Unterlagen aus dem Eurofighter-Deal, die dem STANDARD vorliegen, liefern. Demnach war Magna schon von Beginn weg an den Eurofighter-Deals beteiligt. Im Gegengeschäftsvertrag, der zwischen der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH und der Republik Österreich am 1. Juli 2003 abgeschlossen wurde, ist in der Anlage bereits eine Auflistung der "abgeschlossenen Gegengeschäftsprojekte ab 2. Juli 2002" angeheftet.

An diesem 2. Juli 2002, also am Tag als die Gegengeschäfte anrollten, fand übrigens erst das ominöse Frühstückstreffen beim damaligen Kanzler Wolfgang Schüssel statt, bei dem im kleinen Kreis die Entscheidung, Eurofighter von EADS anzukaufen, gefallen ist.

In Summe waren, das geht aus dem Anhang hervor, ein Jahr vor Unterzeichnung des Vertrages, bereits 121 Gegengeschäfte fixiert.

Darunter eben auch jenes mit Magna Steyr, das ebenfalls schon 2002 mit einem Gegengeschäft mit EADS notiert ist, weitere folgten. So existiert etwa auch ein "Gegengeschäftsreport 2004" des Wirtschaftsministeriums, in dem sowohl Magna Drivetrain AG & Co KG als auch die Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG über "genehmigte Gegengeschäfte" verfügten. Für 2002 und 2003 laut Vertragsunterlagen immerhin um rund 54 Millionen Euro.

Und selbst ein Blick ins Archiv des STANDARD widerspricht den Aussagen Stronachs. Bereits im September 2002, hatte Magna in Graz den Start der Produktion des "Chrysler Voyager" offiziell schon als Gegengeschäft gefeiert. (Walter Müller, DER STANDARD, 23.11.2012)