Grafik: Standard

Kapital wird knapper, insbesondere für Klein- und Mittelbetriebe. Auch vom neuen Gründerfonds, den die Regierung kürzlich lancierte, erwartet sich die Branche nicht nur Positives: Für die Risikokapitalgeber könnte die staatliche Hilfe zum Bumerang werden.

Wien - Die Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe sind nicht gerade rosig. Die Konjunktur verzeichnet im besten Fall eine Delle, und die Banken steigen bei der Finanzierung zunehmend auf die Bremse. Auch wenn Geldinstitute und Notenbank das Gegenteil behaupten: In einer von Creditreform durchgeführten Umfrage unter 6000 Betrieben geben 60 Prozent der Befragten an, dass sich die Finanzierungsbedingungen verschärft haben. Eine Lockerung verspüren ganze 1,5 Prozent.

Dabei geht es nicht notwendigerweise um höhere Zinsen, wenngleich 29,1 Prozent solche beklagen: Viel eindeutiger sind die von Banken verlangten steigenden Sicherheiten, mit denen sich 92,9 Prozent der Betriebe konfrontiert sehen. Die Erwartungen für die nächsten Monate sind keineswegs besser, rechnet doch das Gros der Unternehmen mit strengerer Prüfung der Kreditanträge, noch höheren Sicherheiten und steigenden Zinsen. Die Vorboten von Basel III sind längst abgezogen, die Auswirkungen sind Faktum.

Letzter Ausweg Risikokapital

Alternative Finanzierungen wie die Begebung von Anleihen, wie von größeren Unternehmen auch in Österreich verstärkt praktiziert, sind für kleinere Betriebe mangels Volumen kein Thema. Bleibt also Risikokapital als Ausweg. Doch das spielt hierzulande traditionell kaum eine Rolle. Und die von der Regierung in Aussicht gestellten Maßnahmen - Stichwort: " Gründerfonds" - ernten nicht nur Lob, sondern auch eine ganz Menge Kritik. Die Aktion sei so konzipiert, dass "private Kapitalgeber verdrängt werden", wettert der Branchensprecher der Beteiligungs- und Risikokapitalanbieter (AVCO), Oliver Grabherr. Anstatt ein "öffentliches Monopol" in der Frühphasenfinanzierung aufzubauen, sollte der Staat Risikokapital unterstützen und den Einsatz hebeln.

AVCO verweist überdies darauf, dass viele internationale Geldgeber Richtlinien hätten, wonach sie keine öffentlichen Koinvestoren akzeptieren dürfen. Das könnte zu einem weiteren Abfluss von verfügbarem Kapital führen. 

Wie schlecht es um den Markt bestellt ist, macht eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Auftrag des Wirtschaftsministeriums deutlich. Von "fehlendem Interesse von Fondsinvestoren am österreichischen Markt" ist ebenso die Rede wie von "fehlenden Möglichkeiten von Risikokapitalgebern, in die Frühphase der Unternehmensentwicklung zu investieren". Auch die Kritik Grabherrs in Bezug auf eine Verdrängung der privaten Kapitalgeber durch den Staat wird zumindest indirekt bestätigt. Weitere Förderprogramme müssten so konzipiert werden, dass sie private Initiativen ergänzen, heißt es in der Studie.

Hohe Bürokratie

Als weiteres Hemmnis kommt die hohe Steuerlast hinzu, die laut "Austrian Start-up Report" bereits bei Neugründungen zum Tragen kommt. Während demnach die Förderungen ausreichend sind, wird hohe Bürokratie auf dem Weg zur öffentlichen Unterstützung kritisiert. Viele Schwachstellen also im Zukunftsmarkt, dessen Vorteile eigentlich auf der Hand liegen. Zumal Kapitalgeber Jungunternehmer nicht nur mit Geld, sondern auch mit Know-how, Netzwerk und Managementwissen versorgen. (as, DER STANDARD, 22.11.2012)