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Prozess gegen Estibaliz C.: Die Anklagevertretung könnte sich eigentlich auch ein bisserl an den Stand der forensischen Psychiatrie erinnern.

Foto: Ronald Zak/dapd

"Eiskalt". Das muss eine "Eislady", die zwei Morde gestanden hat (und dafür jetzt vor Gericht steht, also noch nicht rechtskräftig verurteilt ist), natürlich sein - zumindest in den Krawallzeitungen. Allerdings auch in den Vorhaltungen der Staatsanwältin. Nun fällt einem recht schnell der Begriff "eiskalt" ein, wenn eine junge Frau zwei Männer, mit denen sie eine Beziehung hatte, erschießt, mit der Kettensäge zerteilt und einbetoniert. Aber selbst Krawallzeitungen, ganz zu schweigen von der Anklagevertreterin, könnten sich eigentlich auch ein bisserl an den Stand der forensischen Psychiatrie erinnern.

Die Gerichtspsychiaterin hat der angeklagten "Eislady" in ihrem Gutachten, das - offenkundig nicht durch ihre Schuld - an bestimmte Medien gelangte, eine schwere Persönlichkeitsstörung attestiert. Konkret eine "kombinierte Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen, histrionischen und dissozialen Komponenten". "Narzisstisch" ist selbstbezogen, "histrionisch" übertrieben auf Wirkung bedachtes Verhalten, eine dissoziale Störung bedeutet eine schwere Missachtung der sozialen Normen und einen Mangel an Einfühlungsvermögen in andere.

Das Schlüsselwort ist aber: Persönlichkeitsstörung. Die Frage lautet daher wahrscheinlich eher, ob es sich um eine geistig abnorme Rechtsbrecherin handelt. Da sind Kategorien wie "eiskalt" irrelevant und fast peinlich. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 22.11.2012)