Auf der Suche nach Franz Frauenlob sen.

Foto: Salzamt / Klara Kohler

Linz - Franz Frauenlob arbeitet sich obsessiv, selbstvergessen und rhythmisch an einem Sandsack ab. Er boxt in einem geschlossenen Raum mitten im Ausstellungssaal; Sehschlitze erlauben voyeuristische Blicke. Eine Uhr zählt 60 Minuten herunter. Eine sehr lange Stunde, denn jede Minute dauert auf diesem Zeitanzeiger 13 Sekunden länger.

Mit solch kleinen, kaum wahrnehmbaren Irritationen und Interventionen machte sich bis 2009 die Wunderkinder KG (Siegfried A. Fruhauf, Rudolf Pointinger und Horst Scheiböck) öffentlich bemerkbar. Auf Initiative von Frauenlob griffen die Künstler diese Techniken für eine gemeinsame Ausstellung im Salzamt in Linz wieder auf.

Auf der Suche nach dem verschwundenen Vater, dem österreichischen Boxer Franz Frauenlob sen., kämpft der Künstler mit sich und seiner Geschichte: eine Geschichte der Männlichkeit, der Klischees und der männlich konnotierten Berufe wie Schmied, Lokomotivführer oder Kaufmann. Es ist eine Auseinandersetzung mit einem ländlichen familiären Umfeld, in dem nirgendwo der Beruf "Künstler" vorgesehen war. Die brennende Sehnsucht, diese Reibeflächen hinter sich zu lassen wird in der Schau spürbar.

back.come.never.they: Mit dem Titel - der Umkehrung einer im Boxsport gebräuchlichen Phrase - spielen die Künstler auf ihre Weigerung an, in tradierte Rollenmodelle zurückzukehren. Das bedeutet nicht, dass sich die vier damit auch der Reflexion verweigern oder gar ihre "Männlichkeit weglegen", wie es Rudolf Pointinger - der Lokführer und studierte Bildhauer - formuliert.

Eine Fototapete mit Titel Gunman zeigt Pointinger, wie er mit Spitzhacke vor seinem gerade fertiggestellten Haus steht. Er lächelt selbstbewusst, so als sei er bereit, jederzeit Haus, Frau und Kinder zu verteidigen. Stets schwingt in den Arbeiten eine Prise Ironie mit.

Siegfried A. Fruhauf, der Experimentalfilmer und einstige Lehrling einer Landmaschinenfirma, zeigt u. a. seine 2008 entstandenen Angels - fragmentierte Körper, mit deren Hilfe ein Ideal von Körperlichkeit und Geschlecht verhandelt wird.

In der Ausstellung wenden vier junge Männer eine künstlerische Strategie an, die bislang eher Künstlerinnen zugeschrieben war. So wirkt diese in doppelter Hinsicht emanzipatorisch.   (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 22.11.2012)