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Der Machtkampf in der UMP scheint noch nicht vorbei zu sein.

Foto: Reuters/Tessier

Die Kür von Jean-François Copé zum neuen Vorsitzenden der französischen Konservativen war möglicherweise verfrüht: Sein Kontrahent, Expremierminister François Fillon, sorgte am Mittwochabend für Aufregung mit der Anfechtung des Wahlergebnisses.

Demnach habe die Wahlkommission der Union für eine Volksbewegung (UMP) im Auszählungschaos auf die Stimmen aus drei Übersee-Départements " vergessen". Copé habe daher nicht mit 98 Stimmen Vorsprung gewonnen, sondern sei mit 23 Stimmen im Hintertreffen - somit habe Copé die Wahl verloren. Fillons Lager forderte die Kommission auf, das Ergebnis zu korrigieren.

Nach der Urwahl am Sonntag, an der rund 170.000 der 300.000 UMP-Mitglieder teilgenommen hatten, hatten sich zunächst sowohl Copé als auch Fillon zum Sieger ausgerufen. Die interne Wahlkommission der Partei zählte mehrere Wahlsprengel in der Folge neu aus und erklärte dann am späten Montagabend, Copé habe mit hauchdünnem Vorsprung gewonnen.

Ruf nach Sarkozy

Der erbittert ausgetragene Wahlkampf und das Chaos am Wahlabend haben die UMP, deren Präsident Nicolas Sarkozy heuer abgewählt wurde und die auch bei der Parlamentswahl eine Niederlage gegen die Sozialisten erlitt, dermaßen tief gespalten, dass in der Partei bereits Rufe nach einer Rückkehr von Sarkozy in die Tagespolitik laut wurden.

Offiziell kümmert sich der 57-jährige Gaullist freilich nicht mehr um die Politik. In letzter Zeit zeigte er sich, braungebrannt und oft mit Dreitagebart, in Moskau bei Wladimir Putin, in Marrakesch beim marokkanischen König oder in New York bei einer Bankern.

Allfällige Comeback-Absichten Sarkozys könnten allerdings behindert werden duch eine Vorladung für den Expräsidenten: Er soll heute, Donnerstag, in der Causa Bettencourt um mutmaßliche illegale Parteispenden vor dem Untersuchungsrichter von Bordeaux erscheinen. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 22.11.2012)