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Wenn Bill Hewlett und Dave Packard wüssten, was aus ihrem Lebenswerk geworden ist. Die beiden Tüftler begangen 1938 damit, elektronische Messgeräte zusammenzuschrauben. Die HP-Garage in Palo Alto gilt als Geburtsort des kalifornischen Silicon Valleys. Hewlett und Packard legten dort den Grundstein für einen Konzern, der einmal die Computerbranche beherrschen sollte. Weltgrößter PC-Hersteller, Produzent der legendären HP-Drucker. Eigentlich lief alles nach Plan. Doch dann entgingen Hewlett-Packard wichtige Trends.

Palm

HP erkannte viel zu späte, welche Bedeutung Smartphones und Tablet-Computer haben werden. Zwar wurde 2010 der Pionier Palm gekauft, aber dessen Geräte ein gutes Jahr später wieder in die Tonne getreten. HP verunsicherte seine Kunden mit einem Zick-Zack-Kurs - erst wollte der ehemalige SAP-Chef Leo Apotheker die PC-Sparte loswerden, dann blieb sie doch im Konzern. Und HP suchte immer wieder die Zukunft in teuren Übernahmen, die mit hohen Abschreibungen zurückhallten.

Produkte, Produkte, Produkte

"Wir konzentrieren uns jetzt auf Produkte, Produkte, Produkte. Große Unternehmen schaffen ein Comeback über Produkte", sagte die amtierende Konzernchefin Meg Whitman am Dienstag - und es klang fast ein wenig verzweifelt. Seit einem guten Jahr sitzt die ehemalige Ebay-Lenkerin im Chefsessel des Computerkonzerns und sie hatte in dieser Zeit wenig Grund zur Freude.

Zum einen entpuppten sich die beiden großen Zukäufe der vergangenen Jahre als teure Fehlschläge. Bei dem 2008 übernommenen IT-Dienstleister EDS erfüllten sich die geschäftlichen Hoffnungen nicht; bei der 2011 übernommenen Software-Firma Autonomy hatte das vorherige Management allem Anschein nach die Bilanzen geschönt.

HP laufen die Kunden davon

Zum anderen laufen HP die Kunden davon: Die Stückzahl der verkauften Computer sank im vergangenen Quartal um 12 Prozent, bei den Druckern ging es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 20 Prozent bergab. Auch das einst als Stabilitätsanker gefeierte Dienstleistungsgeschäft ließ nach. "Wir sehen wirtschaftliche Herausforderungen in allen Regionen", muss HP einräumen.

Nach den Daten der Marktforschungsfirma Gartner hat HP mittlerweile die Führungsposition im PC-Markt an den chinesischen Überflieger Lenovo verloren. Der verkaufte demnach im dritten Kalenderquartal mehr Rechner als irgendwer sonst - auch weil bei den Chinesen reihenweise abtrünnige HP-Kunden an Bord gehen. Die Marktforschungsfirma IDC sah zwar HP noch knapp vorne, doch der Trend ist auch hier eindeutig: Der US-Konzern verliert massiv Marktanteile.

HP-Ägide floppte

Der damalige HP-Chef Mark Hurd hatte zwar im April 2010 einen Vorstoß bei Smartphones und Tablet-Computern gewagt, als er für 1,2 Mrd. Dollar (940 Mio. Euro) den Taschencomputer-Pionier Palm schluckte. Doch erste Geräte unter HP-Ägide floppten, während der Rivale Apple mit iPhone und iPad den Markt aufrollte und Rekordgewinne einfuhr.

Palm ist längst dichtgemacht und Hurd musste wegen einer undurchsichtigen Liebesgeschichte gehen. Der aus Deutschland stammende Nachfolger Léo Apotheker hielt sich nicht lange an der Spitze, weil er mit seinen radikalen Umbauplänen in Richtung Software aneckte. Auf ihn geht der Zukauf von Autonomy zurück.

"HP wieder in die Spur zu bringen, wird Jahre dauern"

"HP wieder in die Spur zu bringen, wird Jahre dauern", sagte die jetzige Nummer eins Whitman. Sie versucht es mit Sparen und streicht 29.000 Jobs. Gesundschrumpfen ist das Motto - eine Denke, die den beiden Firmengründern Bill Hewlett und Dave Packard fremd gewesen sein dürfte. Sie schafften es, nach zwei Jahren die berühmte Garage hinter sich zu lassen. Packard starb 1996, Hewlett im Jahr 2001.(APA, 21.11. 2012)