Zwei Minister, zwei Landespolitiker, zwei Kassenfunktionäre, jeweils rot und schwarz, setzen ihre Unterschrift unter ein und denselben Brief. Wenn alles glattgeht, werden sie in den nächsten Wochen auch ein Gesundheitsreformpapier unterschreiben, das diesen Namen möglicherweise sogar verdient hat. Zwei politische Akte, die hierzulande lange Zeit als völlig außer Reichweite galten. Und ausgerechnet die Ärztekammer hat dazu mehr beigetragen, als ihr lieb sein dürfte.

Denn sie hat den Bogen überspannt - mit sachlich falschen Argumenten, mit fatalistischer Rhetorik, mit der ewigen Behauptung, sie würde die Patienten vertreten. Dabei haben die Kammerfunktionäre eine simple Kommunikationsregel übersehen: Je absurder die Polemik, desto weniger werden die Argumente gehört.

Was die Gesundheitspolitiker schon bei der Diskussion über die elektronische Gesundheitsakte geärgert hat, hat sie in der Endphase der Reformgespräche dazu bewogen, den Ärzten einen verhältnismäßig geharnischten Brief zu schicken. Nicht zuletzt dank des gemeinsamen Außenfeindes ziehen sechs höchst unterschiedliche politische Persönlichkeiten mit höchst unterschiedlichen politischen Interessen an einem Strang. Vielleicht findet diese Konstellation ja sogar Nachahmer. Wie wäre es zum Beispiel mit einem gemeinsamen Brief der Bildungspolitiker an die Lehrergewerkschaft? (Andrea Heigl, DER STANDARD, 21.11.2012)