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Nettes Lächeln, harte Hand: US-Botschafterin Susan Rice.

Foto: Reuters/Young

Die Republikaner, und im Speziellen Senator John McCain, scheinen es zu genießen, mit schwerem politischem Geschütz auf Susan Rice loszugehen. Sie müsse vor dem Kongress aussagen und sich für die Vertuschung der Hintergründe des tödlichen Anschlags auf US-Diplomaten in Bengasi verantworten. Für den Umstand, dass Rice - vielleicht ungeschickt, aber eben doch - Erkenntnisse der Geheimdienste vorgetragen hat, mag das etwas übertrieben wirken.

Bengasi allerdings ist nicht die ganze Geschichte. Rice (seit Samstag 48 Jahre alt) gilt als eine der undiplomatischsten Diplomatinnen, die im US-Außenamt anzutreffen sind. Wenn sie ihre Ellbogen ausfährt, dann so, dass es auch richtig wehtut. Das beschleunigt den Karriereweg, schafft aber auch Feinde. Einer davon ist Senator McCain, den sie als außenpolitische Beraterin Barack Obamas im Wahlkampf 2008 wie einen dahergelaufenen Schulbuben an den Ohren durch die Fernsehshows zog.

McCain revanchiert sich nun mit Verve. Die Ambitionen auf höhere Weihen für die Karrierediplomatin scheinen perdu - auch deswegen, weil Rice' erbitterte Gegner nicht nur bei den Republikanern, sondern auch in der eigenen Partei zu finden sind.

Als sie in den 1990er- Jahren, eben zurück vom Studium in Stanford und Oxford, im außen- und sicherheitspolitischen Team Bill Clintons war, sollen Schreiduelle mit ihren Konterparts im Außenamt öfter vorgekommen sein. Dem inzwischen verstorbenen (und auch nicht besonders zartbesaiteten) Richard Holbrooke soll sie einmal in einer Besprechung sogar den Mittelfinger gezeigt haben. Das Clinton-Lager verließ sie 2008, als Hillary im Vorwahlkampf noch Chancen auf die Präsidentschaft hatte. Nun gibt es quasi ein überparteiliches Lager, das sie nicht als Nachfolgerin Clintons im Außenamt sehen will.

Wird sie es tatsächlich nicht, wäre ein kometenhafter Aufstieg in der US-Regierung vorerst an eine Grenze gestoßen. Als zweiter Karriereweg bleiben der Tochter eines US-Notenbank-Gouverneurs noch immer Thinktanks oder Universitäten. In der Brookings Institution hat sie die Bush-Jahre überdauert, dort ist sie noch immer karenziert. Und in Stanford, ihrer Alma Mater, hat auch eine andere Überfliegerin mit dem gleichen Familiennamen (Condoleezza Rice) eine Professur.

Susan Rice ist seit 1992 mit dem TV-Produzenten Ian Cameron verheiratet. Das Paar lebt mit zwei Kindern in Washington, D.C. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 20.11.2012)