Astrid Lindgrens Märchen und Geschichten sind im Kern subversiv. Die schwedische Autorin setzte auf die Kraft und das Gespür von Kindern. Sie stattete sie mit magischen Kräften aus, um sie dann gegen die übermächtige Erwachsenenwelt antreten zu lassen. So auch in ihrem Märchen Ronja Räubertochter, in dem Ronja und ihr Wahlbruder Birk gegen Machtgier, Neid und Geiz antreten. Regisseurin Claudia Meyer hat Ronja Räubertochter im Stadttheater Klagenfurt als Kampf zwischen zwei Roma-Clans angelegt. Das Ensemble wird musikalisch von Kärntner Jazzmusikern unterstützt, und das Publikum wird ganz nebenbei durch Richie Klammer auf der Trompete, Stefan Gfrerrer am Kontrabass, Oliver Vollmann am Akkordeon und Alfred Taubmann (Klarinette) mit hochqualitativer Musik versorgt. Das Spiel mit dem Klischee des freien, durch Raubzüge finanzierten Lebens der Roma entbehrt zwar jeder reellen Grundlage, sorgt aber - unterstützt von Balkanbrass-Elementen - für eine wildromantische Stimmung. Die Räubertochter (Sarah Zaharanski) klettert mit Birk (Claudio Gatzke) über einen Berg von Holzpaletten (Bühnenbild: Katrin Kersten). Ronja und Co treten dann im Wald gegen die Clanchefs (Jan Erik Rippmann, Charles Elkins) und lustig inszenierte Rumpelwichte an. Was als Kinderstück beginnt, wird durch eine Videoeinspielung ernst. Der durch einen Film gedoppelte Showdown zwischen den Clans erhöht die Dramatik und erklärt die Altersbegrenzung (ab 6). (szg, DER STANDARD, 20.11.2012)