Neapel/Paris - Auf einem Treffen im italienischen Neapel wollen die europäischen Wissenschaftsminister wichtige Weichen für Europas künftiges Raumfahrtprogramm stellen. Die 20 Mitgliedsstaaten der Europäische Raumfahrtagentur ESA werden bei dem am Dienstag beginnenden zweitägigen Kongress unter anderem über einen Nachfolger für die europäische Ariane-5-Trägerrakete und den weiteren Beitrag Europas zur Internationalen Raumstation ISS sprechen. Dabei werden schwierige Verhandlungen erwartet, denn das erste ESA-Toptreffen seit vier Jahren findet in Zeiten knapper Kassen statt.

Im Vorfeld des Treffens äußerte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain die Hoffnung, dass die ESA-Mitglieder ein Drei-Jahres-Budget von zwölf Milliarden Euro befürworten werden. Er wäre aber schon glücklich mit einem Betrag "um die zehn Milliarden Euro", sagte Dordain. Damit würde das Budget annähernd stabil bleiben.

Ariane, ISS und ATV

Im Tauziehen um einen Ariane-5-Nachfolger unterstützen die einflussreichen ESA-Mitgliedsstaaten Frankreich und Deutschland unterschiedliche Konzepte. Frankreich favorisiert die Entwicklung einer Ariane 6, die rund vier Milliarden Euro kosten würde und bei planmäßigem Projektverlauf 2021 zu ihrem Jungfernflug starten könnte. Deutschland strebt eine bescheidenere Variante an, nämlich die Weiterentwicklung der Ariane 5 ME ("Midlife Evolution"), die früher fertig wäre und mit rund zwei Milliarden Euro zu Buche schlagen würde.

In der Debatte über den künftigen Beitrag Europas zur ISS spielen das Konzept der US-Raumfahrbehörde NASA eine zentrale Rolle, bei ISS-Versorgungsmissionen künftig mit privaten Firmen zusammenzuarbeiten. Im Oktober hatte der private US-Raumtransporter "Dragon" seinem ersten regulären Versorgungsflug zur ISS unternommen - nach 18-tägiger Mission landete er planmäßig im Pazifik. Europas Hauptbeitrag zur ISS ist derzeit der automatische Raumtransporter ATV. Er ist weit teurer als die privaten US-Transporter und zudem nicht wiederverwendbar: Die ATV-Transporter verglühen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. (APA/red, derStandard.at, 19. 11. 2012)