Großflächige Wunden bei Patienten mit Verbrennungen sind kritisch, weil sie zu Wundinfektionen und schlimmstenfalls zu einer Sepsis führen können. Forscher suchen daher neue Wege, den Heilungsprozess solcher Wunden zu beschleunigen und damit die Gefahr von Folgeerkrankungen und Bewegungseinschränkungen durch Vernarbungen für den Patienten zu verringern. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Ole Goertz verfolgt jetzt einen neuen Ansatz: Die Wissenschaftler prüfen, ob eine gezielte Behandlung mit sogenannten Stoßwellen die Wundheilung positiv beeinflusst. Hierbei werden über ein Gerät außerhalb des Körpers (extrakorporal) Schallwellen erzeugt. Sie werden dann fokussiert als hochenergetische Stoßwellen auf das betroffene Körperareal gerichtet. Dieses Verfahren findet auch bei Nierensteinen und verschiedenen orthopädischen Krankheitsbildern seine Anwendung.

Positive Effekte

Nach ersten experimentellen Studien scheint die "Extrakorporale Stoßwellentherapie" tatsächlich heilungsfördernde Effekte bei Brandwunden zu haben. Parameter wie die Angiogenese, also die Ausbildung neuer Blutgefäße und die Mikrozirkulation des Blutes werden demnach positiv stimuliert. Daneben beobachteten die Forscher verbesserte Stoffwechselprozesse bei der Interaktion weißer Blutkörperchen (Leukozyten) mit dem Endothel, der innersten Zellschicht der Blutgefäße. Dieser Vorgang ist entscheidend dafür, dass die Leukozyten als körpereigene Abwehrwaffen in entzündetes Gewebe eindringen und Krankheitserreger unschädlich machen können.

"Unsere ersten experimentellen Ergebnisse sind sehr ermutigend", sagt Goertz. "Mittelfristig wäre zu prüfen, ob unsere Annahmen auch in klinischen Patientenstudien Stand halten." Ein Studienpreis, der ihm jetzt für seine Arbeit vom Verein Cicatrix e.V. - Gemeinschaft für Menschen mit Verbrennungen und Narben - zuteil wurde, soll dazu beitragen, seine Forschungsarbeit zu intensivieren. (red, derStandard.at, 19.11.2012)