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Der Daumen zeigt Peter Stögers Stimmung an.

Foto: Hans Punz/dapd

Wien - Da im Anforderungsprofil eines Kapitäns das Wort "Hellseherei" nicht vorkommt, weiß Manuel Ortlechner nicht, wohin die Reise führt. Der 32-Jährige sagt ganz entspannt "keine Ahnung", genießt den Moment und erklärt Red Bull Salzburg zum Titelfavoriten. "Das heißt aber nicht, dass sie auch Meister werden. Wir wollen ihnen ein Haxerl stellen. Der Fußball ist kein Selbstläufer."

Die Austria bestätigt seit Wochen diese These nicht unbedingt. Denn das 3:0 gegen Wiener Neustadt war bereits der fünfte Sieg in Folge. Das Torverhältnis in dieser Zeitspanne lautet 20:5, dazu fällt Trainer Peter Stöger "imponierend" ein. "Es ist imponierend, wie lange wir diesen Level schon halten und wie viele Punkte wir haben." Es sind nach 16 Runden 38, das ist Vereinsrekord. Die spielerische Leistung gegen die doch eher biederen Neustädter war zwar nicht gerade berauschend, Stöger hat sie trotzdem zufriedengestellt. "Weil wir über den Kampf zum Erfolg gekommen sind. Es war keine Spur von Überheblichkeit zu merken. Sie wissen genau, dass man auch den Letzten nicht an die Wand spielen und aus dem Stadion schmeißen kann."

Qualität, die glücklich macht

Stöger ist ein "glücklicher Trainer". Das liegt an der Qualität, die der 46-Jährige zur Verfügung hat. Er wechselte Alexander Grünwald und Roman Kienast ein, beide schossen je ein Volleytor. "Da kommen zwei rein, drehen die Partie. Was will man mehr? Das hat überhaupt nichts mit einem glücklichen Händchen zu tun."

Es herrscht, no na, Friede in Favoriten. Der Verein präsentiert sich als Einheit, da gibt es keine Wichtigtuer oder Quertreiber. "Das hängt ausschließlich mit den Erfolgen zusammen", sagt Stöger, der die Mannschaft "als leicht trainierbar" empfindet, wobei es natürlich schwierig ist, diesen Zustand herbeizuführen. "Der Konkurrenzkampf ist enorm. Jeder gibt jeden Tag alles, es geht richtig zur Sache. Trotzdem rumort es nicht, die Unzufriedenen zeigen es zumindest nicht. Sie wandeln negative Erlebnisse in positive Energien um, hinterlassen keinen frustrierten Eindruck."

Kienast und Grünwald belegen diese Bestandsaufnahme, indem sie sagen: " Der Trainer weiß, was er an uns hat, er schätzt unsere Qualitäten. Wir wollen uns aufdrängen, geben nicht auf."

Stöger versichert, "dass uns der Lauf intern kaum beschäftigt. Wir thematisieren die Erfolge nicht großartig." Dabei spiele der Zufall maximal eine untergeordnete Rolle. "Jeder hat eine Zielsetzung und besitzt das Selbstvertrauen, diese Ziele auch zu erreichen. Jeder ist stark genug, über die Dinge nachzudenken, ohne dabei zu verkrampfen. Das ist ein Zeichen von Reife, Bodenhaftung und vernünftiger Selbsteinschätzung."

Am Samstag wird Mattersburg begrüßt, es sollte der sechste Streich werden. Ortlechner warnt: "Das wird hart, die sind angeschlagen. Und wir sind auch nur Menschen, die um jeden Meter kämpfen müssen.". Der Kapitän warnt vor Übermut, und er meint nicht die Kollegen: "Führen wir nach 30 Minuten nicht 3:0, wird auf der Tribüne bereits rumort."

Auf Mattersburg folgen die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr komplizierten Auswärtspartien in Salzburg und Wolfsberg, mit dem Heimspiel gegen Sturm wird die Herbstsaison beendet. Stöger: "Da wird sich zeigen, ob die Spieler auch die physische Bereitschaft aufbringen, um weiter ganz oben dabei zu sein." Ob der Faden noch vor Weihnachten reißt, wissen weder Stöger noch Ortlechner. Der Trainer sagt: "Angst habe ich keine." Der Kapitän sagt: "Keine Ahnung, wohin das alles führt." (Christian Hackl, DER STANDARD, 19.11.2012)