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Der Christkindlmarktbesucher hat unter zahlreichen Punschvarianten die Qual der Wahl.

Foto: APA/Wolfgang Kumm

In Wien öffnen die ersten Weihnachtsmärkte ihre Pforten und zahlreiche Punschstände warten nun auf durstige Besucher. Die Auswahl an dem belieben Heißgetränk ist groß, denn der Kreativität der Betreiber sind keine Grenzen mehr gesetzt. 

"Eine Punschbasis kann alles und gar nichts sein", sagt Christian Lechner, von der Geschäftsstelle Getränke der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). In der Monarchiezeit war das anders. Damals war im österreichischen Lebensmittelbuch genau festgehalten, was im Punsch drinnen sein musste. "Irgendwann nach 1911 sind die Punschregelungen verschwunden", so Lechner. Geschützte oder fix definierte Punschrezepturen gibt es nicht mehr. Was in den Punsch hineinkommt, bleibt in Österreich derzeit den Herstellern überlassen. 

In seiner ursprünglichen Form waren im Punsch gerade einmal fünf Zutaten drin. Heute darf sich der Konsument neben dem klassischen Orangen- und Beerenpunsch - im Schnitt finden sich darin etwa sieben verschiedene Zutaten - über exotische Varianten wie Apfel-Ingwer-Punsch, Vanille-Maroni-Punsch, Karamellpunsch und Bratapfelpunsch freuen.

Marktamt nimmt Proben

Wichtig ist: Es muss drinnen sein, was drauf steht. Und darauf kann sich der Verbraucher verlassen, denn die diversen Standbetreiber werden vom Wiener Marktamt jährlich überprüft. "Neben Wahrheitsgehalt und der Qualität der angebotenen Ware, achten wir bei unseren Kontrollen vor allem auch auf die Hygiene", sagt Andreas Müller, der für die MA 59 regelmäßig Proben entnimmt. Verschmutzte Standeinrichtungen werden gleich beanstandet. Im Verdachtsfall werden Häferl auf mikrobiologische Sauberkeit untersucht. 

Verkeimte Tassen gehören laut Lechner jedoch der Vergangenheit an. "Mittlerweile gibt es eigene Geschirrspülhütten in jedem Punschstandareal. Der Kunde bekommt also jeden Punsch in einem frisch gereinigten Häferl serviert". Und der Kontaminationsgrad der Getränke kann laut Lechner per se nicht hoch sein. "Die Getränke werden sehr heiß verkauft, was die Überlebenschancen von Mikroorganismen reduziert. Zusätzlich sorgt der hohe Alkoholgehalt für eine niedrige Keimanzahl".

Keine Irreführung

Die AGES interessieren Qualität oder Beliebtheitsgrad der Punsche weniger. Ihr Fokus liegt auf einer EU-Basisverordnung, die in Österreich im Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) seine Umsetzung findet. "Ein Teil davon ist die Hygieneverordnung, welche besagt, dass Lebensmittel, die in Österreich produziert und vermarktet werden, sicher sein müssen - sprich die Gesundheit des Einzelnen darf nicht beeinträchtigt werden", weiß Lechner. Kontrollen zielen daher vornehmlich darauf ab, festzustellen, ob auch keine Irreführung vorliegt, da diese eventuell zu einer gesundheitlichen Gefahr für Konsumenten werden könnte. So darf beispielsweise im Kinderpunsch der Alkoholgehalt die magische Grenze von 0,5 Volumenprozente nicht überschreiten.

Schimmelpilzgift im deutschen Kinderpunsch

Ein Blick ins benachbarte Deutschland lässt jedoch die Sorge aufkeimen, dass sich in dem Heißgetränk eventuell andere krankheitserregende Substanzen finden könnten. Die deutsche Stiftung Warentest hat 2006 Glühweine und Punsche getestet und im Kinderpunsch eine bedenkliche Menge des Schimmelpilzgiftes Ochratoxin A gefunden.

In Österreich wurden laut Lechner Punsche noch nicht auf Schimmelpilzgifte untersucht. "Ich halte es jedoch für unwahrscheinlich, dass wir hier fündig würden", spricht Lechner beruhigende Worte. Mykotoxine wie Ochratoxin A finden sich normalerweise in kontaminierten Traubensäften oder Rosinen. Da die am österreichischen Markt befindlichen Fruchtsäfte von der AGES streng kontrolliert werden und weil, so Müller, ohnehin häufig Traubensaftkonzentrate bei der Herstellung von Punsch zum Einsatz kommen, ist eine Überschreitung der erlaubten Höchstwertgrenze von Ochratoxin so gut wie ausgeschlossen.

Kalorienbombe Punsch

Traditionelle Ingredienzien, Zimt oder Nelken verleihen dem Punsch  einen gewissen gesundheitlichen Mehrwert. Problematisch ist allerdings der zum Teil hohe Alkohol- und Zuckergehalt dieses Getränks. Und wie viel davon in Punsche tatsächlich gelangen ist - so wie die Auswahl der Zutaten auch - wiederum dem Hersteller überlassen. "Zwei Punsche entsprechen ungefähr einem Schweinsbraten mit Kraut und Knödel", offenbart Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin vom Verein forum.ernährung heute, was die wenigsten wissen.

Auch wenn der Hersteller selbst darüber entscheidet, welche Kalorienbomben er verkauft, kontrolliert werden Alkohol- und Zuckergehalt in Punschen von der AGES trotzdem. Der Grund dafür ist allerdings politischer, also rein prophylaktischer Natur. "Wir sammeln im Vorfeld Informationen beziehungsweise Daten, um zum Beispiel bei eventuellen Anfragen aus dem Ministerbüro Aussagen treffen zu können", sagt Lechner. 

Allein in Österreich sind 1,2 Millionen Menschen alkoholgefährdet und beinahe ein Viertel der Bevölkerung ist adipös - unter diesem Gesichtspunkt kommen Punsch und Glühwein, trotz aller Kontrollen, nicht allzu gut weg. Auch Marlies Gruber bezeichnet das übliche Konsumationsverhalten der Christkindlmarktbesucher als mitunter bedenklich. In Maßen konsumiert reiht sie jedoch Glühwein und Punsch in die Kategorie der sozial animierenden Genussprodukte ein. Einer drohenden Vereinsamung, die Experten aufgrund der intensiven Nutzung von sozialen Netzwerken derzeit befürchten, wirken die Punschstände also auf jeden Fall entgegen. "Wenn der Wiener was zu trinken hat, wird er eben lustig und gesellig", pflichtet auch Lechner bei. (Regina Walter, derStandard.at, 21.11.2012)