Berlin - Die Mannheimer Staatsanwaltschaft nimmt einen Text der deutschen Hip-Hop-Stars Xavier Naidoo und Kool Savas unter die Lupe: Die Jugendorganisation der Linkspartei, die Linksjugend Solid, hat Anzeige gegen die beiden Musiker erstattet. Der Vorwurf: Aufruf zur schweren Körperverletzung, zum Totschlag sowie zur Volksverhetzung. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob sie ein Strafverfahren einleitet, in Facebook gehen die Wogen hoch.

Die beiden Musiker haben als Duoprojekt Xavas Ende September das Album "Gespaltene Persönlichkeit" veröffentlicht. Am Ende des letzten Liedes, nach knapp einer Minute Stille, wird ein sogenannter Hidden Track abgespielt, der nicht auf der Titelliste aufgeführt ist. Josi Michalke, Bundessprecherin der Linksjugend, beschreibt das Hip-Hop-Stück so: "Dieser Song transportiert Menschenfeindlichkeit, Gewaltverherrlichung und Homophobie. Hier wird auf haarsträubende Art und Weise Homosexualität mit satanistischen Ritualen, Kindesmissbrauch, Pädophilie gleichgesetzt. Das ist eine Frechheit."

Tatsächlich handelt das Lied von "Menschen in Roben", die Ritualmorde an Kindern begehen. Die Musiker rappen dazu eine revanchistische Textzeile, in der sie fantasieren, was sie mit diesen "Menschen in Roben" zur Vergeltung anstellen. Eindeutig homophob ist die Passage nicht, kann aber wohl so ausgelegt werden - wie etwa im Verriss des Albums in der Zeitung "Die Welt". Für Irritationen sorgt auch der Refrain "Wo sind unsere starken Männer, wo sind unsere Führer".

Kool Savas reagierte via Facebook: Die Verzweiflung und die Wut, "die ein Mensch genau in der Sekunde empfindet, in der er erfährt, dass ein Kind missbraucht wurde", solle künstlerisch zum Ausdruck gebracht werden. Veröffentlicht wurde auch ein Statement von Xavier Naidoo, der im Alter von acht Jahren selbst in die Hände eines Pädophilen geraten sei: "Im vorliegenden Fall von Ritualmorden an Babys oder Kindern komme ich an eine Grenze, an der man aktiv etwas tun möchte, und selbst zur Bestie wird, um sich einer menschlichen Bestie entgegen zu stellen. Natürlich gilt der Ruf im Refrain unter anderem unseren aktuellen Führern, Politikern und Verantwortlichen in Medien, Polizei, Verfassungs- und sogar Staatsschutz. Es ist mir unverständlich, wie man das falsch interpretieren kann". (red, mana, DER STANDARD, 15./16.11.2012)